MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Michael Christan
Leben und WerkMichael Christan muß in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts geboren sein; sein Geburtsort war gemäß seiner Namensbeifügung de Constantia vermutlich Konstanz. 1466 ist er als Capellanus im Thurgau bezeugt, 1475 ist er "Capellanus und Inhaber einer Pfründe am Konstanzer Dom" (Worstbrock, Sp. 1209). Sein Interesse für die studia humanitatis brachte ihn in Kontakt mit Frühhumanisten wie Niklas von Wyle und Ludwig Rat, mit denen er Briefe wechselte.Christan tritt als Übersetzer und Herausgeber, insbesondere von Werken Enea Silvio Piccolominis in Erscheinung. So übersetzte er 1474 für Eberhard im Barte die 'Epistula ad Mahumetem'; das Manuskript "kam indes bei einem ungenannten Augsburger Drucker, dem es Hans Harscher, der bekannte Freund Wyles, zur Veröffentlichung übergeben hatte, abhanden" (ebd., Sp. 1210). Zusammen mit einer Übersetzung des Briefes Piccolominis an Giovanni Peregallo widmete er die Verdeutschung der 'Epistula ad Mahumetem' 1482 nochmals Johann Werner von Zimmern (Wien, ÖNB, Cod. 12596 = MRFH 11115). Darüber hinaus besorgte er die editio princeps von Piccolominis 'In Europam' (Memmingen: Albert Kunne [nicht nach März 1491] = GW M33717), die er dem Konstanzer Bischof Otto von Sonnenberg (1475-91) dedizierte, dessen Traktat 'De contemptu mundi' er 1484 im Auftrag des Konstanzer Hofmeisters Ludwig von Helmstorf übersetzt hatte: Die Verdeutschung wurde vor 1488 in Basel bei Johann Amerbach (= MRFH 22000) gedruckt). Verf.: cbk. Literatur:Weinig, P.: Aeneam suscipite, Pium recipite. Aeneas Silvius Piccolomini. Studien zur Rezeption eines humanistischen Schriftstellers im Deutschland des 15. Jahrhunderts (Gratia 33). Wiesbaden 1998. Worstbrock, F.J.: Christan, Michael. In: ²Vl 1 (1978), Sp. 1209f. u Bd. 11 (2004), Nachträge, Sp. 316. |