Dedikationen
Niklas von Wyle:
18. Translation: Teil einer Brieflehre (u.a. aus Gasparino Barzizza: De compositione)Leben
Hans Harscher stammte aus Esslingen und gehörte dort zum Schülerkreis des
Niklas von Wyle, dem in dieser Zeit
vil wol geschickter Jüngling, erberer vnd fromer lüten kinder ouch etlich baecalary von manchen enden her zů tische in min cost wurden verdinget; die in obgemelter kunste schribens vnd dichtens ze Instituwieren ze leren vnd ze vnderwysen (Translationen 9, 14ff.). Der Kontakt zu seinem früheren Lehrer ist auch später nicht abgebrochen, wie Briefe und Wyles
18. Translatze bezeugen, die er dem
erbern vnd wysen hansen harscher burger vnd des ravtes zů vlme minem besundern lieben gůten fründe widmet.
Nach seinem Studium in Wien ließ sich Hans Harscher in Ulm nieder, wo er rasch zu den angesehensten und vermögendsten Kreisen der Stadt zählte und in die Familie des Ulmer Stadtarztes und Frühhumanisten
Heinrich Steinhöwel einheiratete. Sein Hauptgeschäft war der Papiergroßhandel, wobei er nahezu das Monopol auf italienisches Papier besaß, mit dem er Drucker wie
Johann Zainer in Ulm, Peter Drach in Speyer, Adolf Rusch in Straßburg und
Anton Koberger in Nürnberg belieferte. Auch als Buchführer ist Hans Harscher bezeugt.
Im Juni 1478 reiste er nach Rom, um eine größere Gruppe Ulmer Bürger und einige seiner Geschäftsfreunde in die Heilig-Geist-Bruderschaft aufnehmen zu lassen. Die Liste umfasst prominente Namen. Vertreten sind praktisch alle
erbarn Familien des Ulmer Rates (Besserer, Krafft, Ehinger, Neithart und Rosengatter), dazu noch einige Bischöfe aus der Umgebung Ulms. Auch sein Schwager Heinrich Steinhöwel und der junge Martin Prenninger, der spätere Rat
Eberhards im Barte und ein Freund des Florentiner Humanisten Marsilio Ficino, wurden in die Liste eingetragen (vgl.
Amelung, Nr. 32).
Harschers häufige Aufenthalte in Italien dürften den deutschen Frühhumanisten so manchen neuen Text zugeführt haben. Aber auch an der frühen Vermittlung von Übersetzungen seines Lehrers
Niklas von Wyle und seines Schwagers
Heinrich Steinhöwel hatte er nachweislich Anteil. So hat er offenbar die unmittelbare Vorlagen für den Gießener
Cod. germ. 104 aus dem Jahre 1464 bereit gestellt, der Steinhöwels
'Griseldis' zusammen mit Wyles zweiter Translatze
'Guiscard und Sigismunda' überliefert.
Verf.: cbk.
Literatur:
Amelung, P.: Der Frühdruck im deutschen Südwesten 1473-1500. Eine Ausstellung der Württemb. Landesbibl. Stuttgart 1979, S. 6, 152 u. Nr. 31-32.
Bertelsmeier-Kierst, C.: 'Griseldis' in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beiheft 8). Heidelberg 1988, S. 36-38.
Kothe, I.: Der fürstliche Rat in Württemberg im 15. und 16. Jahrhundert (Darstellungen aus der Württembergischen Geschichte 29). Stuttgart 1938, S. 102.
Schwenk, R.: Vorarbeiten zu einer Biographie des Niklas von Wyle und zu einer kritischen Ausgabe seiner ersten Translatze (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 227). Göppingen 1978, S. 142, 350 und 401.
Wolkan, R.: Neue Briefe von und an Niklas von Wyle. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 39 (1914), S. 524-548, Nr. 18.