MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Heilsbronn, Zisterzienserkloster

MRFH 1025

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[ Literaturverzeichnis ]

Das Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde 1132 von Bischof Otto I. von Bamberg zwischen Nürnberg und Ansbach gegründet. Zwischen 1132 und 1550 wurde die Klosterkirche errichtet und nach und nach erweitert. Bald nach der Gründung kamen die ersten Mönche aus dem Kloster Erbach dorthin. Das Heilsbronner Kloster gewann rasch an Bedeutung. Von 1297 bis 1625 hatten die fränkischen Hohenzollern im Kloster Heilsbronn ihre Grablege. Im 14. Jahrhundert war Heilsbronn eine wichtige Stätte der Mystik in Franken. Seit 1439 war es den Heilsbronner Äbten erlaubt, die Zeichen der Bischofswürde zu tragen.

Das Kloster Heilsbronn verfügte über eine umfangreiche Bibliothek, deren Bestände nach der Auflösung des Klosters in die Universitätsbibliothek Erlangen kamen. Neben Drucken besaß Heilsbronn mehrere hundert Handschriften, die durch Abschriften und Erwerbungen ständig erweitert wurden. Bereits im 13. Jahrhundert besaß die Bibliothek über 160 Handschriften, zu den wertvollsten Beständen zählt das ‚Reichenauer Evangeliar‘ (10. Jh.). Im 15. und 16. Jahrhundert unterhielt das Kloster eine eigene Schreibstube und Buchbinderei, in der insgesamt etwa 406 Einbände von Drucken und Handschriften angefertigt wurden.

Gelehrte Mönche brachten von ihren Studienaufenthalten neue Texte in ihr Heimatkloster mit, wodurch sich die Bibliothek nach und nach auch um humanistische Werke erweiterte. Im Erlanger Codex 660, der u.a. eine Druckabschrift von Steinhöwels ‚Tütsche Cronica‘ enthält, nennt sich in den späteren Teilen Johann Seiler als Schreiber der ‚Synonyma‘ des Johannes’ de Garlandia: Scripta per fratrem Iohannem seyler (Bl. 243r). Als Jahreszahl gab er dabei 1460 an. Während dieser Zeit war er bereits als professi in Fonte salutis (Fischer, Bd. I, S. 227) an der Universität Heidelberg immatrikuliert, wo er sich 1455 einschrieb und sein Studium 1473 mit der Promotion zum theologiae doctor (Stillfried, S. 275) abschloss. Auch seine Klostergenossen Conrad Ockers und Konrad Haunolt, die sich ebenfalls als Schreiber in einer Reihe von Handschriften des Klosters Heilsbronn nennen, studierten in Heidelberg. Konrad Haunold war von 1479 bis 1498 Abt in Heilsbronn. Für sein Kloster erwarb er mehrere Handschriften, so u.a. auch Texte von Cicero, Albertus Magnus und Terenz.

Zu den interessantesten Inkunabeln der Klosterbibliothek gehören Gutenbergs 36zeiligen Bibel von 1458-1460, die Schedels 'Liber Chronicarum' von 1493 und ein Exemplar der ‚Consolatione philosophiae‘ des Boethius in lateinisch-deutscher Bearbeitung.

Mit der Reformation setzte rasch der Niedergang des Klosters ein, das bereits im 16. Jahrhhudnert aufgehoben wurde. Von 1581 bis 1736 (mit Unterbrechung von 1631-1655) wurde in den Räumlichkeiten ein Gymnasium (Fürstenschule) unterhalten.

Hauptquelle:

Sprusansky, S.: Das Zisterzienserkloster Heilsbronn und seine Bibliothek. Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs im Evangelischen Gemeindehaus in Heilsbronn. 28. April – 30. Juni 1991. Und in der Universitätsbibliothek in Erlangen. 15. November – 7. Dezember 1991 (= Ausstellungskatalog des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Nr. 15). Heilsbronn 1991.

Verf.: jes.

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Besitzer von Drucken:

Literatur:

Fischer, H.: Die lateinischen Papierhandschriften der Universitätsbibliothek Erlangen (Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Erlangen 2). Erlangen 1936 (Nachdruck Wiesbaden 1971), Band 1, S. 224-228.
Fischer, H.: Die lateinischen Papierhandschriften der Universitätsbibliothek Erlangen (Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Erlangen 2). Erlangen 1936 (Nachdruck Wiesbaden 1971), Band 2, S. 104 u. S. 334-336 u. S. 396-398 u. S. 692.
LEKAI, L. J. / CIST, S. O.: Geschichte und Wirken der weissen Mönche. Der Orden der Cistercienser. Deutsche Ausgabe. Hg. von Dr. Ambrosius Schneider. Abtei Himmerod. Mit 126 Illustrationen und Bildern. Köln 1958.
Muck, G.: Geschichte von Kloster Heilsbronn. Von der Urzeit bis zur Neuzeit. Erster Band. Nördlingen 1879, Teil 1, S. 188 u. S. 195-197 u. S. 556-557 u. S. 564-565.
Sprusansky, S.: Das Zisterzienserkloster Heilsbronn und seine Bibliothek. Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs im Evangelischen Gemeindehaus in Heilsbronn. 28. April – 30. Juni 1991. Und in der Universitätsbibliothek in Erlangen. 15. November – 7. Dezember 1991 (= Ausstellungskatalog des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Nr. 15). Heilsbronn 1991.
Sprusansky, S.: Die Bibliothek und das geistige Leben im Kloster Heilsbronn. In: Sprusansky, S. (Hg.): Das Zisterzienserkloster Heilsbronn und seine Bibliothek. Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs im Evangelischen Gemeindehaus in Heilsbronn. 28. April – 30. Juni 1991. Und in der Universitätsbibliothek in Erlangen. 15. November – 7. Dezember 1991 (= Ausstellungskatalog des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Nr. 15). Heilsbronn 1991, S. 19-26.
Stillfried, R. G.: Kloster Heilsbronn. Von der Urzeit bis zur Neuzeit. Erster Band. Nördlingen 1879, S. 12-15 u. S. 275 u. S. 277.
Toepke, G.: Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1662. Heidelberg 1884, S. 282f.
WENDEHORST, A.: Die Zisterzienser in Heilsbronn. In: Sprusansky, S. (Hg.): Das Zisterzienserkloster Heilsbronn und seine Bibliothek. Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs im Evangelischen Gemeindehaus in Heilsbronn. 28. April – 30. Juni 1991. Und in der Universitätsbibliothek in Erlangen. 15. November – 7. Dezember 1991 (= Ausstellungskatalog des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Nr. 15). Heilsbronn 1991, S. 11-17.

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Wappen des Zisterzienserklosters Heilsbronn. Quelle: LEKAI, L. J. / CIST, S. O.: Geschichte und Wirken der weissen Mönche. Der Orden der Cistercienser. Deutsche Ausgabe. Hg. von Dr. Ambrosius Schneider. Abtei Himmerod. Mit 126 Illustrationen und Bildern. Köln 1958, S. 152, Wappentafel V.

Bildgroßansicht

Bucheinband aus der Buchbinderei des Zisterziensterklosters Heilsbronn (etwa zwischen 1467 und 1485). Quelle: Sprusansky, S.: Die Bibliothek und das geistige Leben im Kloster Heilsbronn. In: Sprusansky, S. (Hg.): Das Zisterzienserkloster Heilsbronn und seine Bibliothek. Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs im Evangelischen Gemeindehaus in Heilsbronn. 28. April – 30. Juni 1991. Und in der Universitätsbibliothek in Erlangen. 15. November – 7. Dezember 1991 (= Ausstellungskatalog des landeskirchlichen Archivs in Nürnberg. Nr. 15). Heilsbronn 1991, Abb. 5.

Version vom 30. 08. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/1025.