MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Johannes I. Abt von Salem
LebenJohannes Stantenat stammt aus dem elsässischen Uffholtz. Erstmals ist er in der Verwaltung des Zisterzienserinnenklosters Rheintal belegt. 1466 wurde er zum Abt von Lucelle erwählt, wo er allerdings nur wenige Jahre wirkte, da er schon 1471 im Tochterkloster Salem zum Abt gewählt wurde. Dort starb er am 12. Dezember 1494. Seine letzte Ruhe fand er zu Füßen des noch von ihm geplanten Sakramentshauses im Salemer Münster.Johannes I. trat vor allem als Bauherr in Erscheinung und erweiterte die Biblithek Salems um einige besonders kostbare Bücher. So ist er beispielsweise Auftraggeber des Salemer Abtsbreviers (Heidelberg, UB, Cod. Sal. IXc und Cod. Sal. IXd), das von Amandus Schäffer mit zahlreichen Miniaturen versehen wurde. Auch ein kunstvoll ausgestattetes Antiphonale in zwei Bänden geht auf ihn zurück (Cod. Sal. XI 1 und Cod. Sal. XI 6). Sein Wappenexlibris finden sich zudem in den heute in der Heidelberger UB befindlichen Exemplaren einer 'Expositio psalmorum' des Cassiodor (GW 6163) und einem aufwendig kolorierten 'Liber chronicarum' des Hartmann Schedel (GW M40784). Am 7. Februar 1478 widmete Niklas von Wyle dem Salemer Abt seine 17. Translation, eine Übersetzung einer Rede Poggio Bracciolinis an Papst Nikolaus V. Wie dem Widmungsbrief der Translation zu entnehmen ist, fertigte Wyle die Übersetzung auf Anregungen aines miner gůten fründen an und sandte sie nun dem Freund zu, da er einer persönlichen Einladung des Abtes nach Salem aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nicht nachkommen konnte. Verf.: js. Literatur:Baier, H.: Chronikalische Aufzeichnungen aus dem Kloster Salem. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins N. F. 28 (1913), S. 85-112, insb. S. 96f. Chèvre, A.: Lucelle. In: Sommer-Ramer, C. / Braun, P. (Red.): Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz (Helvetia Sacra III, 3). Basel 1982, S. 290-311, insb. S. 302f. Obser, K.: Beiträge zur Salemer Bau- und Kunstgeschichte im 15. und 16. Jahrhundert. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins N. F. 30 (1915), S. 574-613, insb. S. 585-589. Schlechter, A. / Ries, L.: Katalog der Inkunabeln der Universitätsbibliothek Heidelberg, des Instituts für Geschichte der Medizin und des Stadtarchivs Heidelberg. 2 Bde. (Inkunabeln in Baden-Württemberg, Bestandskataloge 3 = Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 9). Wiesbaden 2009, 459 u. 1612. Schneider, R. (Hg.): Salem. 850 Jahre Reichsabtei und Schloss. Konstanz 1989, S. 56, 64, 85, 222, 339, 349f. u. 365. Siwek, A.: Die Zisterzienserabtei Salem. Der Orden. Das Kloster. Seine Äbte. Sigmaringen 1984, S. 194-198. |