MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Augustin Tünger
Zeittafel
Leben und WerkAugustin Tünger wurde im Jahre 1455 in Endingen bei Balingen auf der Schwäbischen Alb geboren. Er studierte in Erfurt und bekleidete in der Regierungszeit Ottos von Sonnenberg das Amt des Prokurators am bischöflichen Hof in Konstanz, das er bis ins zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts innehatte. Das Datum seines Todes ist nicht bekannt.Augustin Tünger verfügte über enge Kontakte zu anderen Frühhumanisten. "Bekannt mit Antonius von Pforr und Ulrich Molitoris gehört [er] zu einem Kreis allgemein literarisch und speziell humanistisch interessierter Intellektueller in Konstanz und im Umkreis des Grafen Eberhard im Bart von Württemberg." (Honemann [1995], Sp. 1147) Seine 54 'Fazetien' fertigte Tünger 1486 im Auftrag Eberhards V. von Württemberg an. Tünger bezeichnet sein Werk als cluoge geschichten, ze latin genant facetiern, so ich von miner kintheit erlernet und in gedechtnüß behalten habe (Ausg. Keller S. 4). Seine Schwanksammlung 'Facetiae Latinae et Germanicae', mit der Tünger half, in Deutschland eine neue Prosagattung nach dem Vorbild des Poggio Bracciolini zu begründen, blieb sein einziges literarisches Werk. Die Übersetzung ist nur in der Widmungshandschrift an Eberhard im Barte überliefert (Stuttgart, LB, Cod. HB V 24 a) und gelangte nicht in den Druck. Tüngers Übersetzungsstil läßt sich keiner Schule zuordnen und steht zwischen den von Niklas von Wyle und Heinrich Steinhöwel vertretenen Übersetzungsprinzipien wort uz wort bzw. sinn uz sinn (Honemann [1995], Sp. 1147). Verf.: sl. Literatur:Württemberg im Spätmittelalter. Katalog bearb. von J. Fischer, P. Amelung u. W. Irtenkauf, Stuttgart 1985, S. 134, (Nr. 140). Honemann, V.: Zu Augustin Tünger und seinen 'Fazetien'. In: Janota, J. / Sappler, P. u.a. (Hgg.): Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Bd. 2. Tübingen 1992, S. 681-693. Honemann, V.: Tünger, Augustin. In: 2VL 9 (1995), Sp. 1146-1148. | Augustin Tünger: Facetien (1486), Bl. 1r; Quelle: Württemberg im Spätmittelalter. Katalog bearb. von J. Fischer, P. Amelung u. W. Irtenkauf, Stuttgart 1985, S. 113 (Abb. 46). |