MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Johannes Schöner
Der Geograph, Astronom und Mathematiker Johannes Schöner war Schreiber und Besitzer des Wiener Codex 2992. Er wurde am 16. Januar 1477 in Karlstadt am Main geboren. Zum Wintersemester 1494/95 nahm er sein Studium an der Universität Erfurt auf, das er 1498 als Baccalaureus beendete. In dieser Zeit studierte dort auch Martin Luther. Nach seiner kurzen Tätigkeit als Lehrer an einer Schule in Gemünden wurde er am 13. Juni 1500 zum Priester geweiht. Es folgten geistliche Tätigkeiten in Bamberg und Karlstadt. Seine Erdbeschreibung ‚Luculentissima quaedam terrae totius descriptio‘ (Maruska, S. 412, Anm. 16) wurde 1515 von Johannes Stucks gedruckt. In dem Werk beschreibt Schöner ausführlich alle zu diesem Zeitpunkt bekannten Erdteile. Gleichzeitig erschien sein erster Globus, der als erster das 1492 entdeckte Amerika unter diesem Namen verzeichnet. In den folgenden Jahren „beschäftigte er sich mit Astrologie, vor allem aber mit Geographie“ (Schmeidler), und stellte astronomische Instrumente und weitere Globen her, wodurch er schnell berühmt wurde. Nach seiner Tätigkeit als Frühmesser in Kirchenehrenbach bei Forchheim übersiedelte Schöner 1525 nach Nürnberg, wo er zum lutherischen Glauben übertrat. Er betrieb dort eine Druckerei und war bis zu seinem Tod am 16. Januar 1547 als Mathematiker am Agidiengymnasium tätig. Die Bibliothek Johannes Schöners, von denen die Handschriften heute größtenteils in der Wiener Universitätsbibliothek aufbewahrt werden, und die von ihm hergestellten Globen, Schriften und Inkunabeln sind Zeugnis für sein lebenslanges Interesse an Astronomie, Astrologie und Geographie. Er kann daher als „typischer Vertreter der humanistischen Naturwissenschaften“ (Maruska, S. 409) gelten. Er verfasste nicht nur eine Erdbeschreibung, sondern auch einen lateinischen Brief über die Magellan-Expedition, der 1523 gedruckt wurde, sowie die 1533 erschienene Schrift ‚Opusculum geographicum‘, in der er die vierundzwanzigstündige Erddrehung diskutiert und ablehnt. Inkunabeln mit naturwissenschaftlichen Inhalten stellte er in seiner eigenen Buchdrucker- und Buchbinderwerkstatt her. Er gab darüber hinaus Schriften aus dem Nachlass des Astronomen und Mathematikers Regiomontanus heraus. Verf.: jes. Schreiber und Besitzer von Handschriften: Literatur:Maruska, M.: Die Handschriften aus der Bibliothek des fränkischen Gelehrten Johannes Schöner in der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Mühlberger, K. / Maisel, T. (Hgg.): Aspekte der Bildungs- und Universitätsgeschichte. 16. bis 19. Jahrhundert (Schriftenreihe des Universitätsarchivs Universität Wien 7). Wien 1993, S. 409-431. Schottenloher, K.: Johann Schöner und seine Hausdruckerei. In: SCHWENKE, P. (Hg.): Zentralblatt für Bibliothekswesen (24). Leipzig 1907, S. 145-155. Wallisch, R.: Magellans Boten. Die frühesten Berichte über die erste Weltumsegelung. Maximilianus Transylvanus, Johannes Schöner, Pietro Martire d’Anghiera. Lateinischer Text, Übersetzung und Anmerkungen (= Edition Woldan 2). Wien 2009, insbes. S. 90-91. | Portrait von Johannes Schöner. Staatsbibliothek Bamberg. Quelle: Maruska, M.: Die Handschriften aus der Bibliothek des fränkischen Gelehrten Johannes Schöner in der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Mühlberger, K. / Maisel, T. (Hgg.): Aspekte der Bildungs- und Universitätsgeschichte. 16. bis 19. Jahrhundert (Schriftenreihe des Universitätsarchivs Universität Wien 7). Wien 1993, S. 409-431, Abb. S. 432. Gedrucktes Exlibris. Wien, ÖNB, Cod. 5002. Quelle: Maruska, M.: Die Handschriften aus der Bibliothek des fränkischen Gelehrten Johannes Schöner in der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Mühlberger, K. / Maisel, T. (Hgg.): Aspekte der Bildungs- und Universitätsgeschichte. 16. bis 19. Jahrhundert (Schriftenreihe des Universitätsarchivs Universität Wien 7). Wien 1993, S. 409-431, Abb. S. 433. |