MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Johann (burgermaister) von Deizisau

Nach einem oberschwäbischen Vogteilehen konnte sich das aus Esslingen stammende Patriziergeschlecht Burgermaister von Deizisau nennen. Johannes Burgermaister de Dicziszow immatrikulierte sich am 20. Dez. 1435 in Heidelberg und wurde am 30. Januar 1441 bacc. art. (Töpke, S. 210), 1468 doctor und 1486 doctor artium (MB 34 I 195). Er war Kanoniker und Domherr zu Augsburg und Eichstätt, später auch Domherr und Probst in Konstanz. Darüber hinaus war er Pfarrer in Straubing und seit 1486 Propst von St. Peter auf dem Perlach in Augsburg. Seit 1468 zählt er auch zu den gelehrten Räten des bayerischen Herzogs Albrechts IV. (1467-1508). Mehrfach wird er in Straubinger Urkunden der Jahre 1484-91 in Schiedgerichtsverfahren erwähnt. So führt Johanns von Titzisawe, Propst zu St. Peter, Domherr zu Augspurgkh und Eystet, Pfarrer zu Straubing 1487 u.a. mehrere Verfahren in Streitigkeiten des Klosters Windberg durch (Bayer. HStA, Best. Windberg, Urk. 716f.) Für den herzoglichen Rat Ulrich Aresinger wurde Johann von Deizisau zum Testamentsvollstecker benannt (Lieberich, S. 153).

Die Augsburger Inkunabel Günther Zainers, die Heinrich Steinhöwels 'Aesop' und Wyles 2. Translatze 'Guiscard und Sigismunda' als bibliographische Einheit bietet, enthält auf dem ersten Blatt unter dem Eingangsholzschnitt die Aufforderung: Pitent got für den Erwirdigen herren von deytzisaw pfarrer zů strawbigk mit ainem Aue Maria. Der Eintrag weist am ehesten auf eine Bücherspende an ein Kloster (vielleicht einen Nonnenkonvent) hin, dem Johann von Deizesau nach 1482 die Inkunabel überließ und dafür Fürbitte im Gebet erwartete.

1495 muß Johann von deytzisaw verstorben sein, da sein Bruder in diesem Jahr ein Anniversarium für ihn in Auftrag gab, wie der Nekrologeintrag von Heiligkreuz in Regensburg für den 20. August 1495 vermerkt: Anniversarium domini Iohannis de Deytzisaw canonici Augustani ac plebani in Strawbingen, a quo conventus recepit centum florenos a fratre suo anno 1400 im 95 (MGH Necr. 3, S. 298).

Verf.: cbk.

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Literatur:

Bayer. HStA, Bestand Kloster Windberg (online: 1483-1488), Urk. Nr. 716 u. 717.
Dicke, G.: Heinrich Steinhöwels 'Esopus' und seine Fortsetzer. Untersuchungen zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit. Tübingen 1994, S. 480.
H. LIEBERICH: Die gelehrten Räte. Staat und Juristen in Bayern in der Frühzeit der Rezeption. In: Zeitscvhrift für Bayerische Landesgeschichte 27 (1964), S. 120-189, , insb. S. 163.
Nekrolog von Heiligkreuz in Regensburg. In: MGH Necr. 3, S. 298.
F. Solleder: Urkundenbuch der Stadt Straubing. Straubing 1911-1918, Bd. 1, Nr. 100, 574, 580, 593 u. 596.
Toepke, G.: Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1662. Heidelberg 1884, S. 210 (online).
Version vom 29. 10. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/1240.