MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Konrad Beck
Konrad Beck wurde am 16. Oktober 1437 in Mengen (Oberschwaben) geboren und gehörte wahrscheinlich zum Patriziat der Stadt. Er begründete in den 60er Jahren das Hausbuch seiner Familie (Klosterneuburg, Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstifts, Cod. 747), das neben der Familienchronik auch literarische Texte wie den Prosaroman 'Melusine' Thürings von Ringoltingen und Heinrich Steinhöwels 'Griseldis' enthält. Zusammen mit Johann Werner Freiherr von Zimmern und Hans Truchseß von Walburg unternahm Konrad Beck als irer aller schaffner und einkaufer (Zimmersche Chronik, zit. n. Hess S. 64) 1483 eine Reise ins Heilige Land, über die er bei seiner Rückkehr einen deutschsprachigen Pilgerbericht verfasste (Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 384, vgl. HSC 13824). Anschaulich schildert Beck hierin einzelne Stationen der Reise, etwa die Fronleichnamsprozession in Venedig oder die Begehung der Grabeskriche in Jerusalem (vgl. Klingner, Sp. 937). Anhand der Chronikeinträge, die er in sein Hausbuch eintrug, lässt sich eine wachsende Integration der Familie in die Adelsgesellschaft feststellen. Von dieser Entwicklung zeugen auch die Namen der göttid seiner Kinder, die überwiegend aus dem schwäbischen Adel stammen, wie etwa die Grafen von Helfenstein, der truchsäss hans zu waltpurg, die Gräfin fraw von kinseck oder der erwürdig und hochgelert apt Hainrich zu Schussenriet [Heinrich Österreicher] (Hess, S. 63). Nachdem Konrad Beck am 22. Juli 1512 verstarb, übernahm sein Sohn Marcus Beck von Leopoldsdorf bis 1552 die Fortsetzung des Familienbuches. Er machte an der Seite der Habsburger eine beachtliche Karriere und wurde 1530 von Ferdinand I. in den Ritterstand erhoben. Verf.: sl / cbk. Schreiber und Besitzer von Handschriften: Literatur:Backes, M.: Aspekte französischer und deutscher Manuskriptkultur am Beispiel der Melusinenromane. In: Schnyder, A. / Mühlethaler, J.-C.: 550 Jahre deutsche Melusine — Coudrette und Thüring von Ringoltingen. Beiträge der wissenschaftlichen Tagung der Universitäten Bern und Lausanne vom August 2006. Bern [u.a.] 2008, S. 15-30, insb. S. 27 u. 29. Bertelsmeier-Kierst, C.: 'Griseldis' in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beiheft 8). Heidelberg 1988, S. 44f. Bertelsmeier-Kierst, C.: Steinhöwels Griseldis im Kontext europäischer Hofkultur des 15. Jahrhunderts. In: Auernhammer, A. / Schiewer, H.-J. (Hgg.): Die deutsche Griselda. Transformationen einer literarischen Figuration von Boccaccio bis zur Moderne (Frühe Neuzeit 146). Berlin / New York 2010, S. 73-92, hier S. 83. Eberlein, M. / Lang, St.: Die Matrikel der Magister und Bakkalare der Artistenfakultät (1477-1535) (Tübinger Professorenkatalog Bd. 1,1). Ostfildern 2006, S. 219. Hess, U.: Heinrich Steinhöwels 'Griseldis'. Studien zur Text- und Überlieferungsgeschichte einer frühhumanistischen Prosanovelle (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 43). München 1975, S. 26-33 u. 63-65. Huschenbett, D.: Beck, Konrad. In: 2VL 1 (1978), Sp. 656f. Klingner, J.: Beck, Konrad. In: Achnitz, W. (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das Mittelalter. Bd. 3: Reiseberichte und Geschichtsdichtung, Berlin / Boston 2012, Sp. 937f. Neuber, W.: Die Familie als Diskurs. Textliche Konstruktionsformen in Familienbüchern der frühen Neuzeit, am Besipiel des Beckschen Familienbuchs (Klister Neuburg Cod. 747). In: Literatur, Geschichte, Österreich: Probleme, Perspektiven und Bausteine einer österreichischen Literaturgeschichte (FS Herbert Zeman), hg. v. Ch. Fackelmann, Münster 2011, S. 320-332 (die Annahme, dass Konrad Beck Arzt sei, bleibt unbewiesen und ist auch nicht wahrscheinlich). Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013, S. 37. Tersch, H.: Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (1400-1650) [...]. Wien u.a. 1998, S. 226-234. Zeibig, H. J.: Die Familien-Chronik der Beck von Leopoldsdorf. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 8 (1852), online. | Quelle: Klosterneuburg, Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstifts, Cod. 747, Bl. 99v Quelle: Klosterneuburg, Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstifts, Cod. 747, Bl. 99va |