MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Heinrich Österreicher
Zeittafel
Der deutsche Übersetzer, Doktor der Jurisprudenz und den Titel eines kaiserlichen Rates führend, zählte zu den bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, weshalb er bei Eberhard im Barte schon als Mönch großes Ansehen genoss. Heinrich Österreicher stand in Kontakt mit anderen frühhumanistischen Persönlichkeiten, wie ein für ihn geschriebener Traktat Ulrich Ellenbogs und eine Salutatio Samuel Karochs von Lichtenberg an den praeclaro viro Hainrico Esterricher bezeugen. Seine literarischen Neigungen weckten offenbar schon früh das Interesse an der neuen Buchdruckerkunst. So versuchte der Abt Heinrich Österreicher in den siebziger Jahren im Kloster Schussenried eine eigene Druckerei einzurichten. Zwei humanistische Drucke gingen aus dieser Klosterwerkstatt hervor: Leonardo Bruni: Comoedia Calhuria et Gurglia (Schussenried 1478 = GW 5610) und eine Terenz-Komödie, die man aufgrund derselben Drucktype ebenfalls dem monasterio Schussenried (GW M45477) zuschreibt. Diese Druckertätigkeit legt engere Kontakte nach Ulm, zu Johann Zainer, vielleicht auch zu den Ulmer Frühhumanisten Heinrich Steinhöwel und dem deutschen Terenz-Übersetzer Hans Neithart nahe. Der Besitzer einer Handschrift von Heinrich Steinhöwels 'Griseldis', der Patrizer Konrad Beck aus Mengen (südl. von Ulm), der in Begleitung Johann Werners Freiherren von Zimmern eine Reise ins hl. Land unternahm, erwähnt Heinrich Österreicher zusammen mit renomierten Persönlichkeiten des schwäbischen Adles als göttid seiner Kinder. Im Übersetzerstil steht Heinrich Österreicher der Schule des Niklas von Wyle nahe. Seine getreue wort uz wort-Übertragung sowie seine Vorliebe für die lateinische Syntax brachten ihm in der älteren Forschungsliteratur den Vorwurf der unfreien, sprachwidrigen und undeutschen Übersetzung ein. Die umfangreiche Columella-Übersetzung, die handschriftlich fast 400 Folioblatt umfasst, liegt nur in der Widmungshandschrift für Eberhard im Barte (Stuttgart, LB, Cod. cam. et. oec. 2° 1) aus dem Jahre 1491 vor und gelangte nicht in den Druck. Verf.: cbk. Schreiber von Handschriften: Literatur:Assion, P.: Ellenbog, Ulrich. In: 2VL 2 (1979), Sp. 495-501. Bertelsmeier-Kierst, C.: 'Griseldis' in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beiheft 8). Heidelberg 1988, S. 79-82. Bertelsmeier-Kierst, C.: Übersetzungsliteratur im Umkreis des deutschen Frühhumanismus: Das Beispiel 'Griseldis'. In: Wolfram-Studien 14 (1996), S. 323-343, insb. S. 333. Württemberg im Spätmittelalter. Katalog bearb. von J. Fischer, P. Amelung u. W. Irtenkauf, Stuttgart 1985, S. 136f. (Nr. 144). Glocker, J.: Österreicher, Heinrich. In: 2VL 7 (1989), Sp. 110-113. Heinzer, F.: Heinrich von Württemberg und Eberhard im Bart: Zwei Fürsten im Spiegel ihrer Bücher. In: Rückert, P. (Hg.): Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert. Beiträge einer Vortragsreihe des Arbeitskreises für Landes- und Ortsgeschichte (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg 167). Stuttgart 2006, S. 149-163 (online), insb. S. 160. Löffler, K. (Hg.): L. Junius Moderatus Columella, De re rustica, übers. durch Heinrich Oesterreicher, Abt von Schussenried. 2 Bde. (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 263). Tübingen 1914 (online). | Stuttgart, WLB, Cod. cam. et oec. 2° 1, Bl. 1v, Quelle: Fischer, J. / Amelung, P. / Irtenkauf, W.: Württemberg im Spätmittelalter. Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart und der Württ. Landesbibliothek. Stuttgart 1985, S. 137, Abb. 49. Stuttgart, WLB, Cod. cam. et oec. 2°1, Bl. 2r, Quelle: Fischer, J. / Amelung, P. / Irtenkauf, W.: Württemberg im Spätmittelalter. Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart und der Württ. Landesbibliothek. Stuttgart 1985, S. 137, Abb. 49. |