MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Johannes Werner von Zimmern
DedikationenMichael Christan: Epistola ad MahumetemMichael Christan: Brief an Giovanni Peregallo LebenJohannes Werner von Zimmern (d. Ältere) wurde um 1450 als Sohn des Freiherrn Werner von Zimmern (1423-1484) geboren. Sein Vater, der zum engeren Umfeld Mechthilds von der Pfalz gehörte, ließ ihm, damals in Adelskreisen noch ungewöhnlich, eine lateinische Ausbildung zukommen. Wie die 'Zimmersche Chronik' des späteren Froben Christoph von Zimmern bezeugt, studierte Johannes Werner in Freiburg, Wien und Bologna. Felix Fabri, in dessen Begleitung er 1483 eine Reise ins Hl. Land unternahm, rühmt ihn in seinem 'Evagatorium' als vir decorus et prudens, elegantia morum praestans, doctus in lingua latina. 1474 heiratete er Margaretha von Öttingen (1458-1528), mit der er zehn Kinder hatte.Wie sein Vater trat auch Johannes Werner von Zimmern in die Dienste Herzog Sigmunds von Tirol ein. Er gehörte später zu den 'bösen Räten', denen Friedrich III. 1488 die Acht erklärte. 1496 ist Johann Werner in München gestorben. Johann Werner von Zimmern besaß in Meßkirch eine große Bibliothek, die schon von seinem Vater Werner begründet, von Johann jedoch stark vermehrt worden war. Es befanden sich hier Handschriften, wie sie auch im Literaturkreis um Mechthild von der Pfalz anzutreffen waren, darunter auch eine Reihe frühhumanistischer Texte (Heinzer S. 6). Der Konstanzer Capellanus Michael Christan, der Kontakte zum frühhumanistischen Kreis um Niklas von Wyle unterhielt, widmete ihm 1482 zwei deutsche Übersetzungen von Schriften des Enea Silvio Piccolomini (Pius II.): seine 'Epistula ad Mahumetem' und ein an den päpstlichen Notar des Basler Konzils gerichteten 'Brief an Giovanni Peregallo'. Wie Christan in seinem Widmungsbrief hervorhob, hatte Johann Werner Liebe zu latinisch vnd tutschen buchern, so daß möglicherweise auch die lateinischen Schriften des Enea Silvio Piccolomini, die 'Epistula ad Mahumetem' und eine Sammlung seiner 'Epistolae', die sich ebenfalls ehemals in Donaueschingen unter den Signaturen Hs. 33 und 34 befanden, aus seinem Besitz stammen (vgl. Weinig, S. 14 und 20f.) Johann Werner d. Ältere war auch selber literarisch tätig. Seine Verserzählung 'Der enttäuschte Liebhaber', die als Nachtrag der 'Zimmerschen Chronik' überliefert ist, ist eine Bearbeitung von Boccaccios Novelle VI,7 nach Arigos 'Decameron'-Übersetzung. Sie wurde daher nach dem Ulmer Erstdruck 1476/77 (MRFH 20370) angefertigt. Ferner stammt mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine Abschrift von Steinhöwels 'Apollonius' (MRFH 10480) aus seinem Besitz. Verf.: cbk. Besitzer von Handschriften: Literatur:Heinzer, F. (Hg.): "Unberechenbare Zinsen", bewahrtes Kulturerbe. Katalog zur Ausstellung der vom Land Baden-Württemberg erworbenen Handschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek. Stuttgart 1993. Kocher, U.: Boccaccio und die deutsche Novellistik. Formen der Transposition italienischer "novelle" im 15. und 16. Jahrhundert. Amsterdam 2005, S. 289-329. Schanze, F.: Johannes Werner von Zimmern. In: ²VL 4 (1983), Sp. 813-816. Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013. Weinig, P.: Aeneam suscipite, Pium recipite. Aeneas Silvius Piccolomini. Studien zur Rezeption eines humanistischen Schriftstellers im Deutschland des 15. Jahrhunderts (Gratia 33). Wiesbaden 1998. | Wappen der Freiherren von Zimmern. Quelle: Appuhn, H. (Hg.): Johann Siebmachers Wappenbuch. 2. verb. Aufl. (Die bibliophilen Taschenbücher 538). Dortmund 1989, Bl. 17. |