MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Johannes de Werdea
Johannes de Werdea, Schulrektor in Burgau und Ichenhausen, tritt als Schreiber in mehreren Handschriften in Erscheinung. Das Explizit der Heidelberger Handschrift Cpg 101 bezeugt ihn als Schreiber der 'Gesta Romanorum' und der 1. Translatze Wyles: in burgaw per Johannem de Werdea rectorem scolarium (Bl. 74v). Vier Jahre später finden wir ihn erneut als Abschreiber eines frühhumanistischen Textes. In der Handschrift Wien, ÖNB, Cod. 14288, die Steinhöwels Boccaccio-Übersetzung 'Von den erlauchten Frauen' beinhaltet, findet sich die Schreibernennung per Johannem de werdea Rectorem Scolarium in Ichenhausen. Während die ältere Forschung den Schreiber mit dem Autor Johannis Fabri de Werdea identifizierte, konnte diese Annahme durch Rolf Schwenk überzeugend widerlegt werden. Auch sein literarischer Verdienst steht heute außer Zweifel. Schwenk urteilt, „es dürfte nicht voreilig geschlossen sein, wenn man ihn [Johannes de Werdea; Anmerkung der Verf.] dem Augsburger Humanistenkreis zurechnet, dessen enge Beziehungen zu den Ulmer und Eßlinger Humanisten ein weiteres Mal durch die Wahl der von Johann kopierten Stücke dokumentiert wird. Daß Johann de Werdea mehr als nur ein einfacher Abschreiber gewesen ist, zeigt die selbstbewußte Haltung, die er seiner Vorlage gegenüber, gerade in der Wiener Hs., einnimmt [...]“ (S. 251). Letztere Einschätzung beruht auf dem relativ reichen Befund an Kommentaren, Glossen und Korrekturen, die auf gute literarische Kenntnisse, auch der lateinischen Quellen, schließen lassen. Auf enge Kontakte zu Heinrich Steinhöwel oder seiner nächsten Umgebung könnte auch die Abschrift der 'Erlauchten Frauen' deuten, die unmittelbar mit der Drucklegung des Werkes zusammenfällt. Verf.: sh / cbk. Schreiber von Handschriften: Literatur:Bertelsmeier-Kierst, C.: Eine unbekannte Erstausgabe von Wyles 'Guiscard und Sigismunda'. In: ZfdA 128 (1999), S. 73-83, S. 73, Anm. 2. Boccaccio. De claris mulieribus. Deutsch von Stainhöwel. Hg. v. K. Drescher (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 205). Tübingen 1895 (digital), S. XIVf. Schwenk, R.: Vorarbeiten zu einer Biographie des Niklas von Wyle und zu einer kritischen Ausgabe seiner ersten Translatze (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 227). Göppingen 1978, S. 250-258. Strauss, B.: Der Übersetzer Nicolaus von Wyle. (Kapitel I u. II 1-5). Göttingen / Berlin 1911, S. 16f. Zimmermann, K. (u. Mitw. v. S. Glauch u.a.): Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181). Wiesbaden 2003, S. 234. |