MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Hieronymus Holzschuher
Das vermutlich aus der Reichsministerialität hervorgegangene Patriziergeschlecht Holzschuher gilt als älteste Kleinratsfamilie in Nürnberg, die über beträchtlichen Grundbesitz, Herrenhäuser und Schlösser in Franken verfügte. Hieronymus Holzschuher, der 1499 als Käufer des Erstdrucks von Boccaccios deutscher 'Filocolo'-Bearbeitung 'Florio und Bianceffora' nachgewiesen ist (Liber Jeronimi Holtzschuers qui comp[ar]avit anno do[mi]ni in[carnationis] [14]99), gehörte zur sog. roten Linie der Holzsschuher, deren Mitglieder über drei Generationen dem Nürnberger Rat angehörten. Hieronymus (1469-1529) war Sohn des 1480 verstorbenen Karl Holzschuher, der vom Nürnberger Rat zum dritten Obersten Hauptmann ernannt worden war. Gemeinsam mit seinem Bruder Lazarus d. Ä. besaß Hieronymus das große Haus an der Brücke beim Heilig-Geist-Spital, den späteren Harsdörfferhof. Er immatrikulierte sich im März 1487 an der Universität Ingolstadt und ging 1491 nach Italien, um in Padua Jura zu studieren. Nach Nürnberg zurückgekehrt heiratete er hier 1498 Dorothea Münzer, die Tochter des Stadtarztes, Geographen und Humanisten Hieronymus Münzer (1447-1508), der an der 'Weltchronik' Hartmann Schedels mitarbeitete und mit dem Globushersteller Michael Behaim befreundet war (vgl. Fleischmann S. 580). Bereits ein Jahr nach seiner Vermählung wurde Hieronymus Holzschuher in den Nürnberger Rat aufgenommen. Bis zu seinem Tod 1529 "gehörte er dem engsten Kreis des Stadtregiments an" (ebd.) und bekleidete sowohl das Amt des jüngeren wie älteren Bürgermeisters in Nürnberg. Er war auch Mitglied der Sodalitas Staupitziana, dem neben dem Dekan der theologischen Fakultät in Wittenberg Johann von Staupitz auch der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler, der Humanist Willibald Pirckheimer sowie Christoph Scheurl und Albrecht Dürer, mit dem Hieronymus befreundet war, angehörten. Trotz anfänglicher Sympathie für Martin Luther schloss er sich — wie übrigens auch Scheurl und andere Humanisten — später dem katholischen Lager an. Hieronymus besaß eine sehr umfangreiche Bibliothek, die zum großen Teil aus dem Erbe seines Schwiegevaters Hieronymus Münzer stammte. Bei Gillhofer & Ranschburg (Katalog Nr. 200) wurde um 1926 ein Großteil seiner Bibliothek zum Verkauf angeboten. Sie enthielt an Inkunabeln u.a. eine Cicero-Ausgabe (Mainz 1465), ferner Drucke von Plutarch, Ptolomaeus und Galen, Steinhöwels 'Aesop' in der lat. Ausgabe (Straßburg, Hans Knoblochtzers, 1481), ferner Werke von Sebastian Brant und Johannes Reuchlin sowie Lochers Panegyrus auf Maximilian, um nur einige der wichtigsten antiken und humanistischen Titel aus der Bibliothek des Hieronymus Holzschuher zu nennen. Verf.: cbk. Besitzer von Drucken:
Literatur:Fleischmann, P.: Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. 3 Bde. (Nürnberger Forschungen 31). Neustadt a. d. Aisch 2007, insbes. Bd. 2, S. 567-600 u. Ahnentafel. Gilhofer & Ranschburg 200 = Fine books from the library of Hieronymus Holzschuher (1469-1529) the friend of Albrecht Dürer who inherited the library of Hieronymus Münzer (Monetarius) his father-in-law town-physician of Nürnberg together with a library removed from an Austrian castle. Vienna [ca. 1926] (digital). Goldschmidt, E. P.: Hieronymus Münzer und seine Bibliothek. London 1938. Pölnitz, G. v.: Die Matrikel der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut-München. Teil 1: Ingolstadt. Bd. 1: 1472-1600. München 1937, Sp. 169 (26). | Wappen der Holzschuher. Quelle: Appuhn, H. (Hg.): Johann Siebmachers Wappenbuch. 2. verb. Aufl. (Die bibliophilen Taschenbücher 538). Dortmund 1989, Bl. 206. Quelle: Borchart, I.: 10.000 Meisterwerke der Malerei von der Antike bis zum Beginn der Moderne. Berlin 2001, CD 3, Abb. 2688. |