MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Johann Bergmann (von Olpe)
Johann Bergmann wurde vermutlich zwischen 1455 und 1460 im sauerländischen Olpe geboren. Wie zahlreiche weitere Olper Bürger zog es Bergmann in die Freie Reichsstadt Basel. In den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts studierte er vermutlich in Basel und wurde zum Priester geweiht. Ein erstes kirchliches Amt übernahm Bergmann 1482 als Priester und Kaplan des Basler Domstifts. Bis zu seinem Tod trat er in zahlreichen Funktionen als Vertreter der Kirche in Basel und Umgebung in Erscheinung. Seine Karriere führte ihn 1509 zum Dekanat der St. Johannes-Bruderschaft auf Burg. 1531, unmittelbar vor seinem Tod, wurde er Domherr des Basler Münsters. Ab 1483 erwarb Bergmann zahlreiche Pfründen, die ihm, der selbst begüteter Herkunft war, ein beträchtliches Einkommen sicherten. Mit seinem Besitz engagierte er sich stark im aufkommenden Buchdruckergewerbe. Bergmann trat zwar nicht selbst als Drucker in Erscheinung, förderte Autoren und Drucker allerdings als Verleger. Spätestens im November 1492 begann Bergmanns Zusammenarbeit mit dem Basler Drucker Michael Furter. Der Einblattdruck von Sebastian Brants 'Donnerstein bei Ensisheim' (GW 5020) aus diesem Jahr trägt erstmals das Bergmannsche Wappen, seine Initialen sowie sein Motto Nuet on vrsach (lat. Nihil sine causa). Bergmanns Zusammenarbeit mit Furter dürfte bis zu dessen Tod im Jahre 1517 bestanden haben. Besondere Unterstützung durch Johann Bergmann erfuhr Sebastian Brant, als dessen Verleger Bergmann seit 1492 in Erscheinung trat. Gerade die reich illustrierte Ausgabe von Brants 'Narrenschiffs' und der 'Varia carmina' sind dabei hervorzuheben. Das hierbei verwendete Typenmaterial war wahrscheinlich im Besitz Bergmanns und wurde allein für seine Auftragswerke verwendet. Zudem gab Bergmann eigens für diese Ausgaben eine große Anzahl an Holzschnitten in Auftrag. Von den Illustratoren des 'Narrenschiffs' ist dabei der noch unbekannte Albrecht Dürer hervorzuheben. Daneben stand Bergmann mit weiteren Humanisten in intensivem Austausch, deren Schriften Bergmann förderte (Johann Reuchlin, Jakob Locher und Jakob Wimpfeling). Bei seinem Engagement für das Basler Buchgewerbe mag es kaum überraschen, dass Johann Bergmann eine eigene Privatbibliothek führte. Sie wird in Bergmanns Wohnsitzen in Basel (zunächst in der Weißen Gasse, später am Münsterberg) vermutet, wobei es auch möglich ist, dass er zusätzlich in der Pfarrei Sewen, eine seiner Pfründen, für die Kapläne eine kleine Handbibliothek einrichten ließ. Ungesicherte Handschriftenspuren finden sich hier allerdings allein in einer Ausgabe von Meffreths von Meißen 'Sermones de tempore et de sanctis' (GW M22665). Sicher Bergmanns Bibliothek zugeordnet werden konnte bislang ein Exemplar der von Jakob Lochers herausgegebenen 'Opera' des Horaz (GW 13468, Ex. Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität), auf dessen Buchrücken Bergmanns Notariatssignet eingeprägt wurde. Zusätzlich befindet sich auf dem vorderen Spiegel ein auf 1519 datierter Schenkungsvermerk Johann Bergmanns an Severin und Jakob von Olpe, die vermutlich seine Neffen waren. Daneben besaß Johann Bergmann ein heute verloren gegangenes Exemplar der deutschen Erstausgabe der 'Weltchronik' Hartmann Schedels, die der Nürnberger Losungsschreiber Georg Alt übersetzt hatte (MRFH 21316) aus dem Priesterseminar in Brixen). Unter dem Holzschnitt auf Bl. 11b befand sich Bergmanns Motto Nihil sine causa zusammen mit seinen Initialen und der Jahresangabe 1494. Verf.: js. Besitzer von Drucken:
| Bergmanns Druckermarke. Quelle: OPB = Opera poetica Basiliensia. Universitatis Basiliensis 2005, 002758992. Besitz- und Schenkungsvermerk Bergmanns. Quelle: Wilhelmi, T.: Johann Bergmann von Olpe in Basel. In: Olpe in Geschichte und Gegenwart 2 (1994), S. 71-87, hier S. 78. |