MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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    Johann von Lupfen

    Leben

    Johann II. von Lupfen entstammte einem schwäbischen Grafengeschlecht, dessen Einfluss sich über weite Gebiete Südwestdeutschlands erstreckte. Er war der vierte Sohn von Johann I. von Lupfen (†1436) und seiner Gemahlin Elisabeth von Rottenburg und Kaldern. Aus den Quellen geht hervor, dass er Landgraf von Stühlingen war und die Herrschaft über Hohenlandsberg und Bonndorf (seit 1460) innehatte. Verheiratet war Johann II. von Lupfen mit Barbara von Fulach (†1490).

    Johann II. scheint auch ein reges Interesse an antiker und zeitgenössischer Literatur gehabt zu haben. Aus einem überlieferten Brief Enea Silvio Piccolominis vom 9. April 1444 an den Grafen mit der Bitte um Bücherausleihe geht nämlich hervor, dass er eine umfangreiche Bibliothek besaß. Neben juristischen und humanistischen Werken befanden sich in seiner Sammlung auch zahlreiche Texte der klassischen Literatur, die für die Humanisten von besonderem Interesse waren.

    Ludwig Hohenwang widmete seinem herren Johansen Graven von Lupffen seine deutsche Übersetzung der 'Epitoma rei militaris' von Flavius Vegetius Renatus, die zu den wichtigsten kriegs- und militärtheoretischen Werken des Spätmittelalters zählte. Überliefert ist der Text u. a. im Kriegsbuch des Philipp von Seldeneck (MRFH 10475). Als Grund für seine Widmung führt Hohenwang an, dass sein Werk den kriegenden nuczlich ist. durch die sie das leben behaltend. und sig eruolgend sollen. Tatsächlich war Johann II. zu seiner Zeit militärisch engagiert , da er durch seine ererbten elsässischen Besitztümer in zahlreiche Fehden mit den dort ansässigen Adelshäusern verwickelt war. Johann II. von Lupfen verstarb am 21. Januar 1488.

    Verf.: sl.

    Literatur:

    Fürbeth, F.: Zur deutschsprachigen Rezeption der 'Epitoma rei militaris' des Vegetius im Mittelalter. In: Brunner, H. (Hg.): Die Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit (Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung 6). Wiesbaden 2000, S. 141-165, insb. S. 160f.
    Fürbeth, F. / Leng, R.: Flavius Vegetius Renatus. Von der Ritterschaft. Aus dem Lateinischen übertragen von Ludwig Hohenwang. In der Ausgabe Augsburg, Johann Wiener, 1475/76. Farbmikrofiche-Edition des Exemplars der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 296.3 Hist. 2° (Monumenta xylographica et typographica 6). München 2002, S. 21f.
    Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd. 1: Die Bistümer Konstanz und Chur, bearb. v. P. Lehmann, München 1918 [ND 1969] , S. 176f.
    Oberbadisches Geschlechterbuch. He — Lysser. Hg. von der Badischen Historischen Kommission. bearb. von J. Kindler von Knobloch. Heidelberg 1905, S. 543-549.
    Weichardt, H.: Ludwig Hohenwang, ein Übersetzer des 15. Jahrhunderts. Neudamm 1933, S. 15-17.
    Wolkan, R. (Hg.): Der Briefwechsel des Eneas Silvius Piccolomini. I. Abteilung: Briefe aus der Laienzeit (1431-1445). Band 1: Privatbriefe. Wien 1909, 135.

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    Quelle: Scheibler'sches Wappenbuch, S. 53, München, BSB, Cod.icon. 312 c (Tresorhandschrift). [Zugriff: 20.07.10, 11:45 Uhr].

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    Ludwig Hohenwang: 'Epitoma rei militaris', dt., Widmung an Graf Johann von Lupfen. Quelle: Linz, Oberösterreichische Landesbibliothek, Cod. 420, S. 1 (mit freundlicher Genehmigung der LB).

    Version vom 14. 08. 2015 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/1260.