MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Schweikard von Helfenstein
Schweikhard von Helfenstein, wurde als einziger Sohn des Grafen Georg von Helfenstein (1518-1573) und seiner Frau Maria Bowart von Gomegnies am 26. Juni 1539 auf Schloß Neufra geboren. Er bekleidete hohe Ämter, u.a. war Schweikhard Reichskammergerichtspräsident, vorübergehend Statthalter in Innsbruck sowie bayerischer Rat und Pfleger in Landsberg. Wie sein Vater und sein Onkel Ulrich von Helfenstein (1524-1570) war Schweikhard literarisch vielseitig interessiert. So verdanken wir ihm eine neue Übertragung des Legendenromans 'Barlaam und Josaphat' (Erstdruck: 1603) und die Werke des Basilius Magnus, die er in der deutschen Übersetzung seines Onkels und mit einem eigenen Vorwort versehen 1591 in Ingoltstadt herausgab. Schweikhard von Helfenstein besaß eine stattliche Bibliothek. Neben religionspolitischen und theologischen Schriften besaß der in der Gegenreformation engagierte Graf, der seine Bücher oftmals mit der Devise G.U.D.E. ("Gott und Ehr") versah, historische und antike Werke, so u.a. eine französische und deutsche Ausgabe des Flavius Josephus, eine altbyzantinische Kirchengeschichte des Nicephorus Kalistus und eine deutsche Seneca-Ausgabe (Straßburg, Balthasar Beck 1536). Aus dem Besitz der mit den Gundelfingern und Helfensteinern eng verwandten Grafengeschlechter Montfort-Tettnang und Kirchberg erbte Schweikhard den ehem. Donaueschinger Codex 145, eine Handschrift der 'Sieben weisen Meister', der ältere Einträge der Gräfin Apollonia von Kirchberg (gest. 1517) und einen späteren Sterbevermerk anläßlich des Todes ihres Gemahls Johann von Montfort-Tettnang (gest. 1529) enthält. Eine ähnliche Besitzergeschichte ist für die Donaueschinger Hs. 150 denkbar, die von Peter Hamer, capellanus in Kirchberg geschrieben wurde und Steinhöwels 'Apollonius' gemeinsam mit seiner Übersetzung von Petrarcas 'Griseldis' tradiert. Ferner gelangte noch an gedruckten Werken Steinhöwels Übertragung von Boccaccios 'De claris mulieribus' (MRFH 43405) in der Ulmer Erstausgabe Johann Zainers (MRFH 2160) in seinem Besitz. Besitzereintrag Schweikharts aus dem ehem. Donaueschinger Ex. der 'Erlauchten Frauen' (s.u.). Verf.: cbk/cjw Besitzer von Handschriften: Besitzer von Drucken:
Literatur:Fechter, W.: Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung. Unveränd. reprograf. Frankfurt am Main 1935 (Nachdruck Darmstadt 1966), S. 87f. Heinzer, F. (Hg.): "Unberechenbare Zinsen", bewahrtes Kulturerbe. Katalog zur Ausstellung der vom Land Baden-Württemberg erworbenen Handschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek. Stuttgart 1993, S. 8f. u. S. 104 (m. Farbabb.). Hess, U.: Heinrich Steinhöwels 'Griseldis'. Studien zur Text- und Überlieferungsgeschichte einer frühhumanistischen Prosanovelle (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 43). München 1975, S. 64 u. 66. Nolte, J.: Der Landsberger Pfleger und bayrische Rat Schweikhart von Helfenstein (1539-1599) im Lichte seiner Bücher. Ein eruditionsgeschichtlicher Beitrag zur oberdeutschen Adelskultur im Zeitalter der Konfessionsbildung. In: Keck, R. W. / Wiersing, E. / Wittstadt, K. (Hgg.): Literaten — Kleriker — Gelehrte. Zur Geschichte der Gebildeten im vormodernen Europa. Köln / Weimar / Wien 1996, S. 221-244. Sotheby's LN4389 = Incunabula from the Court Library at Donaueschingen. Sold by Order of His Serene Highness Joachim Prince zu Fürstenberg. Sale LN4389 Friday 1st July 1994. London 1994, nr. 52, 61 u. S. 315 (Abb. 118). Stälin, P.: Helfenstein. Graf Georg von H. In: ADB 11 (1880), S. 686f. Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013. Toepfer, R.: Pädagogik, Polemik, Paränese. Die deutsche Rezeption des Basilius Magnus im Humanismus und in der Reformationszeit. Tübingen 2007, insb. S. 378f. u. 381-422. | Wappen derer von Helfenstein. Quelle: Becher, C./Gamber, O. (Hgg.): Die Wappenbücher Herzog Albrechts VI. von Österreich: Ingeram-Codex d. ehem. Bibliothek Cotta. Wien u.a. 1986, S. 90. |