MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Salzburg, Benediktinerstift St. Peter
Die Salzburger Erzabtei St. Peter zählt zu den ältesten Gründungen im deutschsprachigen Raum. Nach einer Krise, die durch den politischen Kampf um das Erzbistum Salzburg in den Jahren 1256-1265 ausgelöst wurde, erreichte das Kloster im Zuge der Melker Reformbewegung 1431 eine neue literarische, künstlerische und wissenschaftliche Blüte. Allein in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden bereits über 100 Handschriften. Interessant ist dabei die ungewöhnlich hohe Zahl an volkssprachigen Werken, die mehr als die Hälfte der in dieser Zeit produzierten Handschriften ausmachten. Durch den engen Kontakt zur Wiener Universität und den Ausbau der klostereigenen Petersschule wurde ein Bildungs- und Erziehungsprogramm verwirklicht, das die Belehrung der Laien in der Volkssprache zum Inhalt hatte. Obwohl die Klosterbibliothek in erster Linie theologische und seelsorgeriche Werke enthielt, sind die artes z.B. mit zwei Abschriften vom Buch der Natur des Konrad von Megenberg (Hss. b IX 17 und b X 20), darüber hinaus medizinisch-naturwissenschaftlichen wie weiteren 30 Handschriften aus dem Bereich der Artes-Literatur gut vertrten. Der Besitz von Heinrich Steinhöwels 'Spiegel menschlichen Lebens' (in der Ausgabe Bämlers) zeigt, dass man in Salzburg auch mit frühhumanistischen Texten vertraut war. Zur Zeit der Melker Reform war Andreas Walsperg Mitglied der Salzburger Abtei, 1442 verließ er zwar das Kloster, bei der Anfertigung seiner berühmten Weltkarte jedoch dürfte ihm die während der Zeit in St. Peter erworbene Bildung von großem Nutzen gewesen sein. Während der Reformation blieb das Kloster dem katholischen Glauben treu. 1522 wurde der Dekan der theologischen Fakultät in Wittenberg Johann von Staupitz, der in Nürnberg die Sodalitas Staupitziana ins Leben gerufen hatte, Abt von St. Peter, der zwar seinem einstigen Schüler Luther die Freundschaft hielt, in St. Peter aber weiterhin den alten Glauben stärkte. Verf.: bjk. Besitzer von Drucken:
Literatur:Hayer, G.: Die deutschen Handschriften des Mittelalters der Erzabtei St. Peter zu Salzburg (Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters III,1). Wien 1982. Hermann, F.: Erzabtei St. Peter, Salzburg. 2. verb. Aufl., Salzburg 1994. St. Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum. 3. Landesausstellung 15. Mai — 26. Oktober 1982. Schätze europäischer Kunst und Kultur. Hg. von H. Dopsch, Salzburg 1982. |