MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Nikolaus Meyer zum Pfeil
Nikolaus Meyer zum Pfeil (1451-1500?) gehörte einem wohlhabenden Basler Geschlecht an, das als Familienwappen den Pfeil (auf dunklem Feld) führte. Er war mit Barbara, Tochter des Basler Ratsherrn Ulrich zum Luft, verheiratet und bekleidete wichtige politische Ämter. 1474 ist Nikolaus Meyer als Schultheiß in Mülhausen bezeugt, seit 1480 war er Ratsschreiber in Basel. Zwei seiner Söhne, Adelbert (1474-1548) und Bernhard Meyer zum Pfeil (1488-1558), die bereits den Junkertitel führten, wurden im 16. Jahrhundert Bürgermeister in Basel. Nikolaus Meyer zum Pfeil war literarisch interessiert und schrieb auch selbst Texte ab: 1471 Thürings 'Melusine' (Basel, UB, Cod. O I 18), die mit lasierten Federzeichnungen geschmückt war, 1472 eine Übersetzung des 'Belial' von Jacobus de Theramo (Basel, UB, Cod. AA I 2) und ein unvollendetes Plenar. 1495 legte er sein eigenes Privatgebetbuch (Basel, UB, Cod. B XI 26) an, das "er mit fünf ganzseitigen Miniaturen und zahlreichen Verzierungen ausstatten ließ" (Ochsenbein, Sp. 1119). Als Inkunabeln besaß er mehrere Übesetzungen der schwäbischen Frühhumanisten: Heinrich Steinhöwels 'Griseldis', seinen 'Apollonius' und die erste Translatze des Niklas von Wyle. Nikolaus Meyer zum Pfeil und seine Gemahlin gaben auch höfische Repräsentationskunst in Auftrag. Im Basler Historischen Museum befinden sich drei Fragmente eines Wandteppichs aus dem späten 15. Jahrhundert, der in der Tradition späthöfischer Minne-Ikonographie Liebespaare in einem blühenden Garten zeigt. In der Mitte unter einem Zelt ist ein höfisch gekleidetes Paar beim Kartenspielen zu sehen, über ihnen sind auf der Zeltwand zentral die Wappen der Auftraggeber, des Nikolaus Meyer zum Pfeil und seiner Gemahlin Barbara zum Luft, angebracht. Verf.: cjw / cbk. Besitzer von Drucken:
Literatur:Backes, M.: Fremde Historien. Untersuchungen zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte französischer Erzählstoffe im deutschen Spätmittelalter (Hermaea NF 103). Tübingen 2004, S. 104 u. 163f. Bernoulli, A. (Hg.): Die Familienchronik der Meyer zum Pfeil, 1533-1656. In: Basler Chroniken 6 (1902), S. 379-422. Geiss, J.: Bibliotheken zwischen zwei Einbanddeckeln? Überlegungen zum rezeptionsgeschichtlichen Wert von Inkunabel-Sammelbänden. In: Becker, P. J. / Bliembach, E. u.a. (Hgg.): Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum 65. Geburtstag. Band II. Berlin 2000, S. 718-728, insb. S. 721f. Habermann, M.: Die Sprache der Melusine im Basler Erstdruck Bernhard Richels. In: Schnyder, A. / Rautenberg, U. (Hgg.): Thüring von Ringoltingen: Melusine (1456). Nach dem Erstdruck Basel: Richel um 1473/74. Bd. II: Kommentar und Aufsätze. Wiesbaden 2006, S. 101-113, insb. S. 112. Matter, St.: Minneszenen in der bildenden Kunst des späteren Mittelalters und ihr Verhältnis zu Minnereden. In: Lieb, L. / Neudeck, O. (Hgg.): Triviale Minne?: Konventionalität und Trivialisierung in spätmittelalterlichen Minnereden. Berlin 2006, S. 165-200, insb. S. 189-192 (mit Abb.). Meyer zu Pfeil. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Ochsenbein, P.: 'Gebetbuch des Niklaus Meyer zum Pfeil'. In: 2VL 2 (1980), Sp. 1119f. Rapp Buri, A. / Stucky-Schürer, M.: Zahm und wild. Basler und Straßburger Bildteppiche des 15. Jahrhunderts. Mainz 1990, S. 91f. Rautenberg, U.: Die 'Melusine' des Thüring von Ringoltingen und der Basler Erstdruck des Bernhard Richel. In: Schnyder, A. / Rautenberg, U. (Hgg.): Thüring von Ringoltingen: Melusine (1456). Nach dem Erstdruck Basel: Richel um 1473/74. Bd. II: Kommentar und Aufsätze. Wiesbaden 2006, S. 61-99, S. 75f. Schüpbach-Guggenbühl, S.: Schlüssel zur Macht. Verflechtungen und informelles Verhalten im Kleinen Rat zu Basel, 1570-1600. Basel 2002, S. 149-156. Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013. | Quelle: Matter, St.: Minneszenen in der bildenden Kunst des späteren Mittelalters und ihr Verhältnis zu Minnereden. In: Lieb, L. / Neudeck, O. (Hgg.): Triviale Minne?: Konventionalität und Trivialisierung in spätmittelalterlichen Minnereden. Berlin 2006, S. 165-200, insb. S. 190. |