MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus
MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Michael Cramer
DedikationenWilhelm von Hirnkofen: 'De miseriis curialium', dt.Georg Alt: gerichtes handel vor got dem almechtigen LebenMichael Cramer (Kramer) war Kanzleischreiber der Reichsstadt Nürnberg und gehörte daher zur "eigentliche[n] Schaltstelle des Inneren Rates, der aus dem Kreis des Septemvirats zwei 'Kanzleiherren' ernannte" (Fleischmann, Ratskanzlei, S. 857) Vor allem über den Stadtschreiber Lazarus Spengler und seinen Sohn Jörg sowie den Patrizier Hans Tucher, der im Auftrag des Rates 1486 die Nürnberger Ratsbibliothek "aus einer scholastischen in eine humanistsiche" (Joachimson) umwandelte, ergaben sich Verbindungen zum humanistischen Kreis in Nürnberg. Gemeinsam mit dem Notar und Prokurator Johann Tuchscherer regte Cramer die Übersetzung des 'Processus Sathanae contra genus humanum' durch Georg Alt an, der seine Verdeutschung den beiden Gerichtsschreibern widmete.Darüber hinaus widmete Wilhelm von Hirnkofen Michael Cramer und den weiteren Rats gericht, losung vnd Cantzleischribern (u.a. Michael Cramer und Johann Tuchscherer) seine Übersetzung von Piccolominis 'De miseriis curialium' unter dem Titel 'Von Armut, Unruhe und Trübsal der Hofleute' (Esslingen: Konrad Fyner, nach dem 4. Oktober 1478, Bl. 1a). Der Name Cramer ist in Nürnberg mehrfach belegt. In Urkunden Friedrichs III. erscheint der Bürger Michael Cramer 1467 als Zeuge (Regest Nr. 165). Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg erwähnen ihn auch als Begleitung Ulman Stromers, der als Hauptmann Nürnbergs 1488 zur Befreiung Maximilians aus der Gefangenschaft in Flandern ins Feld zu Friedrich III. aufbrach. Darüber hinaus unterwies Michael Cramer von 1478 bis 1484 den später in den Diensten des Kaisers tätigen Sixtus Oelhafen in der Rechtspraxis (Heinig, S. 791). Den Totengeläutbüchern von Nürnberg lässt sich entnehmen, dass Michael Cramer zwischen dem 21.5 und dem 17.9. im Jahr 1494 in Nürnberg starb. Verf.: jes. Literatur:BSB-Ink = Bayerische Staatsbibliothek. Inkunabelkatalog online. München, Druck: Esslingen: Konrad Fyner, nach dem 4. Oktober 1478, 2. Ex. München, Bl. 1a. BSB-Ink = Bayerische Staatsbibliothek. Inkunabelkatalog online. München, Druck: Leipzig: Martin Landsberg, um 1493, Ex. München, Bl. 1b. Burger, H.: Nürnberger Totengeläutbücher I. St. Sebald 1439-1517 (Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken 13). Neustadt/Aisch 1961, insbes. S. 132. Fleischmann, P.: Ratskanzlei. In: Diefenbacher, M. / Endres, R. (Hgg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg 2000, S. 857f. Hamm, B.: Lazarus Spengler (1479-1534). Der Nürnberger Ratsschreiber im Spannungsfeld von Humanismus und Reformation, Politik und Glaube. Mit einer Edition von G. Litz. Tübingen 2004, insbes. S. 39-41. Heinig, P.-J.: Kaiser Friedrich III (1440-1493). Hof, Regierung und Politik. Erster Teil (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 17). Köln / Weimar / Wien 1997, insbes. S. 775 u. S. 791. Kugler, H.: Alt, Georg. In: 2VL 11 (2004), Sp. 75-80. Müllner, J.: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623. Teil III: 1470–1544. Bearb. von Michael Diefenbacher (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 32). Nürnberg 2003, insbes. S. 94. Regesta Imperii. Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, online, 1467 Februar 25, – n. 165. Schmied, M. J.: Die Ratsschreiber der Reichsstadt Nürnberg (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 28). Nürnberg 1979. WALTER, H. G.: Die Bibliothek des gelehrten juristischen Praktikers. Beobachtungen zu Handschriften und Frühdrucken der Nürnberger Ratsbibliothek. In: Colli, V. (Hg.): Juristische Buchproduktion im Mittelalter (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 155). Frankfurt am Main 2002, S. 805-821. Worstbrock, F.J.: 'Wilhelm von Hirnkofen gen. Rennwart'. In: 2VL 10 (1999), Sp. 1098-1100. | Widmung Hirnkofens an Johann Tuchscherer und Michael Cramer. In: Druck: Esslingen: Konrad Fyner, nach dem 4. Oktober 1478, 2. Ex. München, Bl. 7. Quelle: BSB-Ink = Bayerische Staatsbibliothek. Inkunabelkatalog online. München. |