MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Johannes Krachenberger
ZeittafelLeben und WerkDer in Vilshofen bei Passau geborene Johann Krachenberger, der in Wien und Ingolstadt studiert hatte, machte als Jurist u. kaiserlicher Rat rasch Karriere am Habsburger Hof, erst unter Friedrich III. und dann unter Maximilian, in dessen Regierungszeit er seit 1497 Protonotar in Österreich war und mit wichtigen Gesandschaften beauftragt wurde.Krachenberger, der auch den Gelehrtennamen Pierius Gracchus führte, gehörte dem Humanistenkreis um Reuchlin und Celtis an, zu dem auch der in habsburgischen Diensten stehende Dr. Johannes Fuchsmagen zählte. Beide hatten sich bei Maximilian erfolgreich für die Berufung Celtis auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Poetik und Rhetorik an der Wiener Universität eingesetzt. Erhalten ist ein Briefwechsel, den Krachenberger mit Conrad Celtis in den Jahren 1492 bis 1497 führte. Celtis widmete ihm und Fuchsmagen zum Dank die 'Kosmographie' des Apuleius (1497) und einige seiner Gedichte. Auch sonst wird Krachenberger, der Mitglied der Solidalitas litteraria Danubia war, oftmals von Wiener Humanisten gerühmt oder als Widmungsadressat ihrer Werke gewürdigt. So widmete ihm Cuspinian seine Ausgabe der Hymnen des Prudentius (1494), Johann Watt seine 'Aegloga, cui titulus Faustus' (1517). Der kaiserliche Rat Jakob Spiegel, der in einem öffentlichen Nachruf auch die antiken Übersetzungen Johann Sieders würdigte, verdankte, wie er in seiner Vorrede mitteilte, Krachenberger die Vorlage zu der 1514 in Wien herausgegebenen Übersetzung 'De regno gunernando' des Isokrates. Obwohl Krachberger offenbar auch selbst literarisch tätig war, so rühmte Cuspinian 1528 in seiner 'Austria' besonders seine Elegien und Johann von Watt erwähnt Krachenbergers provinciae annales, waren lange keine Schriften Krachenbergers bekannt. Erst 1996 entdeckte Nikolaus Henkel in Regensburg eine frühe Schrift Krachenbergers, die ihn in den Kreis der frühhumanistischen Übersetzer einreiht. Parallel zur Übersetzung des Ulmer Humanisten Heinrich Steinhöwel übertrug Johann Krachenberger ebenfalls das 'Speculum vitae humanae' des Spaniers Rodrigo Sanchez de Arevalo. Im Gegensatz zu Steinhöwels 'Spiegel des menschlichen Lebens' gelangte diese Übersetzung jedoch nie in den Druck und ist bislang nur unikal in der Regensburger Handschrift (angeb. an 2° Ink. 272) überliefert. Aus dem beigegebenen lateinischen Widmungsbrief und dem gereimten Nachwort, zwei deutschen Strophen, erfahren wir, dass Krachenberger, der sich lateinisch eingangs als Johannes de monte crespenti und später als Hanns vom Krachen perg vorstellt, die Übersetzung auf Bitten des hochgelerte[n] man/ vom Dorn Christoff/ zu dem ich hoff/ vnd seiner gunst getrawen han, angefertigte. Henkel identifiziert den Auftraggeber mit dem "1474 verstorbenen herzoglichen Kanzler und Rat Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut, Christoph Dorner" (Henkel S. 40). Demnach müßte es sich bei dieser Übersetzung um eine Jugendschrift handeln, die Krachenberger in Bayern anfertigte, noch bevor er sich 1475 in Wien immatrikulierte. Verf.: cbk. Literatur:Bücherschätze in Regensburg. Frühe Drucke aus den Beständen der Staatlichen Bibliothek. Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Bibliothek Regensburg vom 8.2-2.3.1996. Hg. von N. Henkel Regensburg 1996, S. 39f. Notflatscher, H.: Räte und Herrscher. Politische Eliten an den Habsburger Höfen der österreichischen Länder 1480-1530 (Veröfftl. d. Inst. f. Europ. Gesch. Mainz, Abt. Universalgeschichte 161; Beitr. z. Sozial-u. Verfassungsgesch. d. alten Reichs 14), Mainz 1999, insb. S. 22, 106 u. 307. |