MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Sigismund Scheufler

MRFH 2280

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[ Literaturverzeichnis ]

Der Freisinger Domherr Sigismund Scheufler wurde am 4. Februar 1475 geboren. Er studierte zunächst in Ingolstadt bei Konrad Celtis (Immatrikulation: 24. September 1490, vgl. Schottenloher, S. 376f.); 1497 ging er nach Italien, wo er in Bologna geistliches und weltliches Recht studierte. Dort hörte er wahrscheinlich die Vorlesungen von Filippo Beroaldo. Nach einer kurzen Rückkehr in seine Freisinger Heimat studierte er ab 1503 geistliches Recht an der Kurie in Rom. 1508 wurde er kaiserlicher Notar, ein Jahr später in Siena zum Doktor der Rechte ernannt, kehrte danach aber nach Rom zurück. Am 24. Juli 1513 trat er endgültig die Stelle als Freisinger Domherr an, die er bis zu seinem Tode innehatte. 1515 erhielt er zudem Pfarrpfründe in Waidhofen a. d. Ybbs und wurde 1520 zum „Offizial des geistlichen Gerichts“ (ebd. S. 379) ernannt.

Sigismund Scheufler war ein eifriger Büchersammler; seine Bibliothek umfasste Handschriften und vor allem Drucke in großer Zahl, die er u.a. in Italien erworben hatte. Dazu gehörten die Schriften der Kirchenlehrer, rechtswissenschaftliche sowie antike und humanistische Texte: „Der bedeutsamste und umfangreichste Teil seiner Sammlung [...] war die stattliche Reihe von Klassiker-Ausgaben und humanistischen Schriften, ein Besitz, der uns anschaulich die Teilnahme Scheuflers für den ganzen Umkreis des humanistischen Bildungszieles vor Augen führt“ (ebd. S. 381). Dazu zählen beispielsweise Werke von Petrarca, Boccaccio, Marsilio Ficino, Poggio, Enea Silvio Piccolomini und Giovanni Pico de Mirandola sowie von Reuchlin, Willibald Pirkheimer, Celtis, Erasmus von Rotterdam und Jakob Locher. Er sammelte aber auch antike Werke, zum Beispiel von Cicero, Sallust, Juvenal und Homer. Die unzähligen Notizen, die er in seinen Büchern machte, bezeugen den lebendigen Gebrauch der Schriften. Seine Bibliothek, die u.a. auch eine deutsche Übersetzung der ‚Cosmographia‘ des Ptolomäus enthielt, hat sich größtenteils in der Freisinger Dombibliothek und der Staatsbibliothek München erhalten.

Darüber hinaus gab Scheufler 1519 die Geschichtsabhandlung des Filippo Buonaccorsi da Gemignano (gen. Callimachus, 1437-1496) über den ungarischen König Wladislaw und die Schlacht von Varna in Augsburg heraus, die er dem Passauer Domherr Aegidius Rem widmete (vgl. ebd. S. 380). Am 5. Juli 1522 ist Sigismund Scheufler verstorben.




Hauptquelle:

Schottenloher, K.: Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. Sigismund Scheufler (1475-1522). Ein Beitrag zur Geschichte der Freisinger Dombibliothek. In: Schlecht, J. (Hg.): Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian. Mit 29 Tafeln, 61 Textabbildungen und 1 Karte. München 1924, S. 376-402.

Verf.: jes.

Besitzer von Handschriften:

Literatur:

Glaser, H.: Wissenschaft und Bildung im Spätmittelalter. In: Spindler, M. (Hg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. Zweiter Band. Das alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. München 1966, S. 719-766, insbes. S. 750.
MBK = Ruf, P.: Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Hg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. 4 Bde. München 1918-1979, insbes. S. 622.
Schott, G. (Hg.): Die Handschriften der Universitätsbibliothek München. Fünfter Band. Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften aus der Quartreihe. Wiesbaden 2000, insbes. S. 152-155.
Schottenloher, K.: Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. Sigismund Scheufler (1475-1522). Ein Beitrag zur Geschichte der Freisinger Dombibliothek. In: Schlecht, J. (Hg.): Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian. Mit 29 Tafeln, 61 Textabbildungen und 1 Karte. München 1924, S. 376-402.

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Titelblatt von Scheuflers Callimachus-Ausgabe von 1519. Quelle: Schottenloher, K.: Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. Sigismund Scheufler (1475-1522). Ein Beitrag zur Geschichte der Freisinger Dombibliothek. In: Schlecht, J. (Hg.): Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian. Mit 29 Tafeln, 61 Textabbildungen und 1 Karte. München 1924, S. 376-402, Tafel 17.

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Namenseintrag und Federzeichnung Scheuflers. Quelle: Schottenloher, K.: Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. Sigismund Scheufler (1475-1522). Ein Beitrag zur Geschichte der Freisinger Dombibliothek. In: Schlecht, J. (Hg.): Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des heiligen Korbinian. Mit 29 Tafeln, 61 Textabbildungen und 1 Karte. München 1924, S. 376-402, Tafel 18.

Version vom 16. 08. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2280.