MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Anton von Annenberg
Zu den bedeutendsten Büchersammlern des 15. Jahrhunderts zählte der Tiroler Adelige Anton von Annenberg (geb. 1420, gest. 1483/84), der dem Innsbrucker Hof Sigmunds von Tirol nahe stand. In seiner Bibliothek auf Schloss Dornsberg im Vinschau (Südtirol) trug er neben kostbaren Handschriften der höfischen Literatur auch gedruckte Erstausgaben humanistischer und klassischer Autoren sowie der Kirchenväter zusammen. Beispielsweise befanden sich die Handschrift J des Nibelungenliedes und der Ulmer Erstdruck der deutschen Decameronübersetzung (Ulm: [Johann Zainer 1476/77]) in seinem Besitz. Darüber hinaus zeugte seine reichhaltige Büchersammlung (über 250 Handschriften und Drucke) von den vielfältigen und unterschiedlichen Interessen des Tiroler Adeligen. Zahlreiche Bücher der ehemaligen Annenberger Bibliothek weisen noch zeitgenössische Einbände von gleicher Machart (roter Ledereinband mit Beschlägen und Schließen) auf, die Anton von Annenberg vermutlich im Skriptorium der Kartause Schnals anfertigen und binden ließ (Fürbeth [1995], S. 287f.). Unter anderem zählt hierzu die Handschrift der Innsbrucker Universitätsbibliothek (Cod. 979), die neben der 3., 7. und 8. Translatze des Niklas von Wyle Übersetzungen Heinrich Hallers enthält. Verf.: sl. Besitzer von Handschriften:
Besitzer von Drucken:
Literatur:Bertelsmeier-Kierst, C.: Zur Rezeption des lateinischen und volkssprachlichen Boccaccio. In: Aurnhammer, A./ Stillers, R. (Hgg.): Giovanni Boccaccio in Europa. Studien zu seiner Rezeption in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissance-Forschung 31). Wiesbaden 2014, S. 131-153, S. 150. Bertelsmeier-Kierst, C.: 'Griseldis' in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo (GRM-Beiheft 8). Heidelberg 1988, S. 70f. Dörrer, A.: Mittelalterliche Bücherlisten aus Tirol. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 51 (1934), S. 245-263, insb. S. 260. Fürbeth, F.: Eine unbekannte deutsche Übersetzung des Vegetius aus der Bibliothek des Anton von Annenberg. In: ZfdA 124 (1995), S. 278-297, insb. S. 184ff. Fürbeth, F.: Die spätmittelalterliche Adelsbibliothek des Anton von Annenberg. Ihr Signaturensystem als Rekonstruktionshilfe. In: Schlusemann, R. u.a. (Hg.): Sources for the History of Medieval Books and Libraries (Boekhistorische Reeks II). Groningen 2000, S. 61-78. Lackner, C.: Bücher für den Adel. Anton von Annenberg, ein Tiroler Adeliger des 15. Jahrhunderts, und seine Bibliothek. In: Tiroler Heimat 69 (2005), S. 105-119. Schadelbauer, K.: Die Annenberger Bücherei und ihre Handschrift über die Notariatslehre. In: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum 12 (1932), S. 197-206, insb. S. 201. | Quelle: Scheibler'sches Wappenbuch, S. 269, München, BSB, Cod.icon. 312 c (Tresorhandschrift). [Zugriff: 06.10.09, 11:45Uhr]. Quelle: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Ink 4.E.6. Innsbruck, Universitätsbibliothek, Cod. 979, Bl. 107r. Quelle: Cossar, C. D. M.: The German Translations of the Pseudo-Bernhardine Epistola de cura rei familiaris (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 166). Göppingen 1975, Abb. 20. |