MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Altomünster, Birgittenkloster
Die Geschichte des oberbayerischen Klosters reicht zurück bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts. Ein iroschottischer Eremit namens Alto gründete die Abtei Altomünster in der Nähe der bedeutenden Römerstraße, die von Augsburg nach Freising führte. Besiedelt wurde das Kloster zunächst von Benediktinern, im Zuge welfischer Herrschaft zogen jedoch Mitte des 11. Jahrhunderts auch benediktinische Nonnen nach Altomünster, womit die Abtei den Status eines Doppelklosters erhielt. Bis zum Ende der welfischen Herrschaft in Bayern 1180 verfügte Altomünster über ein beachtliches Ansehen. 1485 wurde das Kloster jedoch aufgrund eines allgemeinen Niedergangs von Papst Innozenz VII. aufgehoben und von den Benediktinerinnen verlassen. Herzog Georg der Reiche übergab das Kloster 1496 an den Birgittenorden und ließ es mit 15 Nonnen aus Maria Maihingen besiedeln. Das Kloster entwickelte sich rasch zu wirtschaftlicher Blüte; auch die Bibliothek erlebte einen großen Aufschwung (vgl. (Kellner/Spethmann, S. 116). So besaß Altomünster eine klostereigene Buchbinderwerkstatt (EBDB w002688). Der klösterliche Buchbestand wurde durch Ankäufe vieler Inkunabeln aus namhaften Offizinen (wie beispielsweise der von Anton Koberger oder Peter Schöffer) rasch vermehrt. Aus einem Bücherverzeichnis des Jahres 1804 (das allerdings nur einen Teil des lateinischen Bestandes auflistet) geht hervor, dass der bibliothekarische Sammelschwerpunkt auf Büchern aus den Gebieten „der Kirchengeschichte, Geschichte und Theologie“ (Liebhart, S. 126) lag. Durch eine Spezialkommission wurde die Klosterbibliothek (mit ihrem ca. 3.400 Bände umfassenden Bestand) im Zuge der Säkularisation im Jahr 1803 aufgelöst. Über 60 Handschriften und knapp 1.200 Inkunabeln gingen in den Besitz der Kurfürstlichen Hofbibliothek (der heutigen BSB München), die weniger bedeutenden Werke in den Besitz der heutigen UB München über — so auch das Schweinfurter Exemplar des 1493 in Speyer von Peter Drach d.J. gedruckten Werks des Petrus de Crescentiis: 'Ruralium commodorum libri XII', dt., das sich zunächst in der Hofbibliothek befand. Weiterhin wurden 200 Bände der Klosterbibliothek an verschiedene bayerische Lateinschulen verteilt. Das Archiv, des um 1841 unter König Ludwig I. als Birgittenkloster wieder errichteten Konvents, besitzt noch heute eine geringe Anzahl an handschriftlichen Bücherschätzen aus dem 15. Jahrhundert. Verf.: bjk. Besitzer von Drucken:
Literatur:Backmund, N.: Die kleineren Orden in Bayern und ihre Klöster bis zur Säkularisation. Windberg 1974, S. 32-34. Bauer, H. / Bauer, A.: Klöster in Bayern. Eine Kunst- und Kulturgeschichte. München 1985, S. 146-148. DFG Verbundprojekt: Schriftlichkeit in süddeutschen Frauenklöstern (online). Historische Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek München. Münchner Hofbibliothek und andere Provenienzen (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis T. 11). Verzeichnet von S. Kellner und A. Spethmann. Wiesbaden 1996, S. 116f. Lankes, C.: Klöster in Bayern: Altomünster. In: Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg. Hg. vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft (digital). Liebhart, W: Altbayerisches Klosterleben. Das Birgittenkloster Altomünster 1496-1841 (Münchener Theologische Studien 30). St. Ottilien 1987. S. Strodel: Bestand: Kloster Altomuenster Urkunden (Benediktinerinnen 1256-1760). In: monasterium.net (online). Sepp, F. / Wagner, B. / Kellner, S.: Handschriften und Inkunabeln aus süddeutschen Frauenklöstern in der Bayerischen Staatsbibliothek München. In: Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen. Religiöse Frauengemeinschaften in Süddeutschland. Beiträge zur interdisziplinären Tagung vom 21. bis 23. September 2005 in Frauenchiemsee (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instiuts für Geschichte 235; Studien zur Germania Sacra 31). Hg. von E. Schlotheuber u.a. Göttingen 2008, S. 317-372. |