MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Hanns Rinbold

MRFH 2152

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Der Eintrag auf Bl. 2b in dem Oxforder Exemplar der Straßburger Erstausgabe der Kömodien des Terenz (MRFH 21450) nennt als zeitgenössischen Besitzer einen Hanns Rinbold. Der Name Rinbold (Reinbold, Rembold) ist im 14. und 15. Jahrhundert öfters bezeugt. Zeitlich wohl kaum in Frage kommt Hans Reinbold aus Zierenberg, der 1430 an der Universität Erfurt, studierte (Weissenborn, S. 147) und im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts in Oxford 17 Abschriften der Werke des Theologen Johannes Duns Scotus anfertigte, von denen sich die meisten Handschriften heute in der Balliol College Library in Oxford befinden. (vgl. Krämer u. Meier). Das Oxforder Exemplar des Straßburger Terenz, in dem sich ein gewisser Hanns Rinbold um 1500 nennt, ist zudem erst 1860 von der Bodleian Library angekauft worden, steht also wohl kaum im Zusammenhang mit dem in Oxford zwischen 1451 und 1465 tätigen Schreiber.

In Urkunden um die Mitte des 15. Jahrhunderts bezeugt ist ferner maître Hans Reinbold d'Ulm, der im Auftrag des Stadtrates von Fribourg Befestigungsanlagen und Tore konstruierte (Archive de la Société du canton de Fribourg, S. 108). Daneben lassen sich noch 1413 ein Johannes Reinbold als Erbe des verstorbenen Hagenauer Bürgers Johannes Reinbold von Zinsweiler und um 1450 ein Hans Reinbold von Wörth in den Urkunden-Regesten von Hanau-Lichtenberg (S. 19 u. 447) nachweisen. Ein anderer Hans Reinbold aus der Diözese Augsburg erhält von Kaiser Friedrich III. 1460 Pfründe zugesagt, die zur Kollatur des Frauenklosters Königsfelden in der Konstanzer Diözese gehört (Regesta Imperii). Möglicherweise ist Hanns Rinbold aber auch mit einem Mitglied der angesehnen Ulmer Patrizierfamilie Rembold identisch. Eine eindeutige Zuweisung kann allerdings auch hier nicht gelingen. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass der im Oxforder Exemplar erwähnte Hanns Rinbold recht vermögend gewesen sein muß, da die in Folioformat gedruckte und mit 154 Holzschnitten versehene Erstausgabe des Terenz zu den kostspieligen Büchern gehörte, die sich nur die Oberschicht leisten konnte.

Verf.: jes / cbk.

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Literatur:

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg. Tome VII. Fribourg 1903, insbes. S. 108.
Battenberg, F.: Repertorium des Hess. Staatsarchivs Damstadt, Abteilung B2. Urkunden der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. 1187 — [um 1600], Darmstadt 1994-96 (online), S. 19 u. 447.
DU Bouveret, B.: Colophons de manuscrits occidentaux des origines au XVIe siècle. Tome III. Colophons signés I-J (Spicilegii Friburgensis Subsidia 4). Fribourg Suisse 1973, insbes. S. 459-461.
Krämer, S.: Scriptores possessoresque codicum medii aevi, Reinboldus (Reynboldus, Reynboldi), Johannes.
Manuscripta Mediaevalia. Online, Tübingen, Universitätsbibliothek, Mc 137.
Meier, P. L.: Die Skotusausgabe des Johannes Reinbold von Zierenberg. In: Scriptorium. Revue internationale des etudes relatives aux manuscrits VII (1953), S. 89-114.
Röckelein, H.: Die lateinischen Handschriften der Universitätsbibliothek Tübingen. Teil 1: Signaturen Mc 1 bis Mc 150. Beschrieben von Hedwig Röckelein unter Mitwirkung von Gerd Brinkhus, Harald Weigel und Ulrike Hascher-Burger. Unter Benutzung der Vorarbeiten von Eugen Neuscheler. Wiesbaden 1991, insbes. S. 274-277.
University of Oxford. Bodleian Libraries. Online, insbes. S. 2459-2460: T-051.
Watson, A. G.: Catalogue of Dated and Datable Manuscripts c. 435-1600 in Oxford Libraries. 2 Bde. Oxford 1984, insbes. S. 123 u. S. 139-140.
Weissenborn, J. C. H.: Acten der Erfurter Universität. Hg. von der Historischen Commission der Provinz Sachsen. I. Theil. Halle 1881, insbes. S. 46 u. S. 147.
Version vom 10. 10. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2152.