MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Buxheim, Kartäuserkloster
Das Kartäuserkloster Aula Mariae entstand aus einem niedergegangenen Augsburger Kollegiatsstift. Das Stift geriet Ende des 14. Jahrhunderts in eine umfassende wirtschaftliche Krise und stand unmittelbar vor der Auflösung. Ein Onkel des Augsburger Bischofs ergriff jedoch 1402 die Initiative und übergab die Einrichtung den Kartäusern. Vier Jahre später wurde das Stift in den Kartäuserorden eingegliedert. Die geschickte Ökonomie des Konvents, großzügige Schenkungen und die Lage im Zentrum des Städtedreiecks Memmingen, Ulm und Kempten sorgten für ein schnelles Wachstum der Kartause, die bald zur größten des Landes wurde. Die Kartäuser arbeiteten im 15. Jahrhundert mit verschiedenen Druckoffizinen (z.B. Albrecht Kunne in Memmingen, Johann Zainer und Konrad Dinckmut in Ulm) zusammen. Die Inkunabelsammlung der Kartause zeigt, wie die Kaufkraft der Buxheimer Mönche gezielt eingesetzt wurde, um die Buchbestände vielseitig und mittels weitreichender Kontakte zu vergrößern. Großzügige Bücherspenden "by the intellectual and spiritual elite of Swabia and the surrounding areas of the empire" (Honemann S. 169), aber auch von Druckern wie Günther Zainer, der mehr als 20 Inkunabeln der Kartause Buxheim vermachte, begründen den Ruhm der Klosterbibliothek. „Als Erfolg solcher Bücherpflege konnte sich Buxheim vor der Reformation rühmen, über den größten Bibliotheksbestand Oberschwabens zu verfügen“ (Sexauer, S. 61). Außerdem wurden in jedem Jahrhundert des Bestehens Bücherlisten angefertigt, sodass wir über die Bibliotheksbestände von Buxheim außerordentlich gut unterrichtet sind. So besaß die Kartause auch zwei Werke Heinrich Steinhöwels in gedruckten Ausgaben: seinen 'Spiegel menschlichen Lebens' (MRFH 21310), den der Augsburger Drucker Günther Zainer dem Kloster vermachte und Steinhöwels 'Büchlein der Pestilenz' in Dinkmuts Ausgabe von 1482 (MRFH 21420). Ebenfalls aus dem Besitz der Kartause stammt das Berliner Exemplar der deutschen Übersetzung von 'Ruralium commodorum libri XII' des Petrus Crescentiis, das die Beizjagd enthält (MRFH 20810). 1810 ging Buxheim in den Besitz der Grafen von Waldbott zu Bassenheim über, die 1883 die gesamte Bibliothek versteigerten (siehe Katalog Förster). Einen Großteil der Bücher erwarb das Münchener Antiquariat Ludwig Rosenthal. Verf.: bjk. Besitzer von Drucken:
Literatur:Arens, F.: Die Kartause Buxheim bei Memmingen in Kunst und Geschichte, Buxheim 1962. Backmund, N.: Die kleineren Orden in Bayern und ihre Klöster bis zur Säkularisation, Windberg 1974, S. 60-63. Buxheim and its Library online. Förster 30 = Catalog der Bibliothek des ehem. Carthäuserklosters Buxheim aus dem Besitze seiner Erlaucht des Herrn Hugo Grafen von Waldbott-Bassenheim. München 1883, online . Honemann, V.: The Buxheim collection and its dispersal. In: Renaissance Studies 9/2, 1955, S. 166-188. Lankes, C.: Klöster in Bayern: Buxheim. In: Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg, hg. vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft (digital). Sexauer, W. D.: Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation (Europäische Hochschulschriften. Reihe I: Deutsche Literatur und Germanistik 247). Frankfurt am Main u. a. 1978, S. 112-114 und 156-159. |