MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Philipp von Dalberg
Disz buch ist Philips kemmerer von Talburg vnd sagt von den hern von Beyern vnd sunderlich von Pfaltzgraffe Friderich wie er regiert hat (Studt 1992, S. 91). Der Besitzeintrag, der sich auf dem Vorderdeckel der Wertheimer Handschrift A I / 12-60 befindet, die — mit Fortsetzungen bis zum Tod des Pfalzgrafen Friedrichs 1476 — die 'Chronik' des Matthias von Kemnat enthält, verweist am ehesten auf den älteren Philipp von Dalberg (1428-1492), der dem Geschlecht der Kämmerer von Worms angehörte. Die Familie nahm seit dem hohen Mittelalter einen gehobenen sozialen Rang ein; das Amt des Kämmerers erhielt erstmals Gerhard von Dalberg (der Jüngere) im Jahr 1239. Diese Stellung wurde später erblich und das Geschlecht von Dalberg erlebte Ende des 15. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Macht. Philipp, der "im 1471 angelegten Lehnsbuch Friedrichs des Siegreichen (GLA Karlsruhe 67/1057) [...] als pfälzischer Lehnsträger [...] und Burgmann zu Opperheim" (ebd., Anm. 56) erscheint, war der Onkel des berühmten Humanisten und Wormser Bischofs Johann von Dalberg († 1503) und dessen Bruder Friedrich († 1506), dem Johann Gottfried seine Übersetzungen antiker Autoren widmete. Über seinen Bruder Wolf, d. Ä., der bis zu seinem Tode 1476 am Hof Friedrichs das Amt des Hofmarschalls versah, oder dessen Sohn Johann, der unter Friedrichs Nachfolger, Philipp dem Aufrichtigen, seit 1482 kurpfälzischer Kanzler war, könnte Philipp von Dalberg eine Abschrift der 'Chronik' des Matthias von Kemnat vom Heidelberger Hof erhalten haben. Verf.: jes / cbk. Besitzer von Handschriften: Literatur:ANDERMANN, K.: Der Aufstieg der Kämmerer von Worms im späten Mittelalter. In: Andermann, K. (Hg.): Ritteradel im Alten Reich. Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. Neue Folge 31). Darmstadt 2009, S. 13-34. Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg. 1165-1843. Bearbeitet v. Friedrich Battenberg. Bd. 1: Urkunden und Kopiare des Staatsarchivs Darmstadt (Abt. B 15 und O 1 B), des Pfarrarchivs Herrnsheim und des freiherrlich-Franckensteinischen Archivs in Ullstadt (Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt 14/1). Darmstadt 1981, insb. S. 66-67. MERTENS, D.: Bischof Johann von Dalberg (1455-1503) und der deutsche Humanismus. In: Andermann, K. (Hg.): Ritteradel im Alten Reich. Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. Neue Folge 31). Darmstadt 2009, S. 35-50. Studt, B.: Überlieferung und Interesse: Späte Handschriften der Chronik des Matthias von Kemnat und die Geschichtsforschung der Neuzeit. In: Andermann, K. (Hg.): Historiographie am Oberrhein im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Sigmaringen 1988, S. 275-308 (online), insb. S. 279. Studt, B.: Fürstenhof und Geschichte. Legitimation durch Überlieferung (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit 2). Köln u.a. 1992, hier S. 91-92. | Wappen der Kämmerer von Dalberg. Quelle: Appuhn, H. (Hg.): Johann Siebmachers Wappenbuch. 2. verb. Aufl. (Die bibliophilen Taschenbücher 538). Dortmund 1989, Bl. 122. |