MRFH | Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus |
Nürnberg, Schottenkloster St. Ägidien
Im Jahr 1140 übergab der staufische König Konrad III. die Nürnberger Ägidienkapelle einem Regensburger Schottenprior aus St. Jakob, der dort zusammen mit weiteren Mönchen seines Ordens ein Kloster errichten sollte (was 1488 in Sigismund Meisterlins 'Nieronbergensis cronica'erwähnen wird). In den ersten Jahren der Gründung wurde das Kloster mit Gütern beschenkt und mit Schutzbriefen ausgestattet, die nachfolgend von König Heinrich VII., Kaiser Karl IV. und Pappst urban IV. bestätigt wurden. Doch bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts war St. Ägidien durch Misswirtschaft und den allgemeinen Niedergang der monastischen Disziplin dermaßen gezeichnet, dass der Nürnberger Rat den Abt des Regensburger Mutterklosters bat, den amtierenden in St. Ägidien abzusetzen. Daraufhin griff auch der Bamberger Bischof ein und ermahnte den Nürnberger Schottenabt. Nachdem 1416 ein Reformversuch durch Kloster Fulda scheiterte, ließ der Bamberger Bischof den Nürnberger Konvent kurzerhand auflösen und das Kloster mit Benediktinermönchen aus dem oberpfälzischen Reichenbach besetzen. Unter den Benediktinern setzte eine umfassende Bautätigkeit ein. Die Mönche hatten sich schon vor der Besiedelung des ehemaligen Schottenklosters der Kastler Reform angeschlossen und vermittelten diese nun weiter. St. Ägidien gewann in wenigen Jahren ein hohes Ansehen; in dieser Zeit schrieb der Mönch Konrad Herdegen (vor 1460-1479) die 'Nürnberger Denkwürdigkeiten' (Bamberg, SB, J. H. Msc. hist. 62), eine Chronik, die besonders zur Geschichte des Nürnberger Patriziats umfangreiche Informationen bietet. Im Besitz des Klosters befand sich auch eine Ausgabe von Ludwig Hohenwangs Übersetzung der 'Epitoma rei militaris', die in Augsburg von Johann Wiener gedruckt wurde. Die Reformation fand unter den Brüdern St. Ägidiens viele Anhänger. Mit der Wahl eines geeigneten Abts 1520 und der Übergabe des Klosters an den Nürnberger Rat im Jahr 1525 wurde der Konvent allmählich aufgelöst. Schließlich wurde im Auftrag des Rats ein Jahr später von Philipp Melanchthon in der Klosterschule ein Gymnasium errichtet und die Klosterkirche zur evangelischen Pfarrkirche umgewandelt. Verf.: bjk. Besitzer von Drucken:
Literatur:Diefenbacher, M. / Endres, R. (Hgg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg 22000, S. 233. Flachenecker, H.: Schottenklöster. Irische Benediktinerkonvente im hochmittelalterlichen Deutschland (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte N.F. 18). Paderborn 1995, S. 180-197. Hemmerle, J.: Die Benediktinerklöster in Bayern (Germania Benedictina 2). Augsburg 1970, S.197-201. |