Leben
Aufgrund des frühen Todes seines Vaters Ludwigs IV. von der Pfalz im Jahr 1449 stand Philipp lange Zeit im Schatten seines Onkels
Friedrichs des Siegreichen, der sich bereits 1452 durch Arrogation die Herrschaftsrechte über die Pfalz auf Lebenszeit gesichert hatte. Erst nach der Amberger Fürstenhochzeit übernahm Philipp die Regierung über die Oberpfalz, bevor er nach dem Tod Friedrichs 1476 schließlich dessen Nachfolge als Pfalzgraf und Kurfürst antreten konnte. Während seiner Regentschaft konnte Philipp sein Herrschaftsgebiet zunächst um Pfalz-Mosbach und Pfalz-Neumarkt erweitern, bevor die Pfalz aufgrund des Landshuter Erbfolgekriegs erhebliche Verluste erlitt.
Philipp setzte die Kulturpolitik seines Onkels fort, indem er zahlreiche Gelehrte in Heidelberg an Hof und Universität zog, auch wenn es ihm dabei in erster Linie um deren politischen Fähigkeiten ging. So ernannte er
Johann von Dalberg 1480 zu seinem Kanzler, übertrug
Adam Werner von Themar und später
Conrad Celtis die Erziehung seiner Söhne oder betraute beispielsweise
Johann Reuchlin mit diplomatischen Missionen. Auch wenn er nicht direkt beteiligt war, so schuf Philipp dennoch Strukturen, die eine intensive Förderung humanistischer Gelehrsamkeit im Umfeld des Heidelberger Hofes zuließen. Daher war es auch kein Zufall, dass die Gründung der Sodalitas litteraria Rhenana von Heidelberg ausging.
Mit dem Tode seiner Mutter,
Margarethe von Savoyen, ging ihre Bibliothek 1479 in Philipps Besitz über. Unter ihren deutschsprachigen Handschriften war vor allem die höfische Literatur stark vertreten: so besaß sie u.a. eine Prachthandschrift der 'Weltchronik' des Rudolf von Ems und den 'Lohengrin', aus dem 15. Jahrhundert den 'Ackermann aus Böhmen' sowie den 'Herpin', eine Prosaübersetzung Elisabeths von Nassau und den Roman 'Pontus und Sidonia'. Im Zuge der Herrschaftssicherung und -ausweitung vermehrte der Kurfürst, der ein "lebhaftes historisches Interesse" (
Backes, S. 154) hatte, vor allem die Geschichts- und Fachliteratur. Neben historischen Werken entstanden in Heidelberg auch Texte zu Musik-, Geheim-, Kriegs- und vor allem Naturwissenschaften. Außerdem trat Philipp vermeintlich auch selbst als Autor heilkundlicher Texte in Erscheinung und begründete die Entwicklung Heidelbergs zu einem Zentrum der Veterinärmedizin. Darüber hinaus wurden Philipp ettliche humanistische Werke gewidmet. Hierzu zählt auch Reuchlins Übersetzung von
Ciceros
'Tusculanae disputationes', die Reuchlin als Trostschrift anlässlich des Todes von Philipps Gemahlin verfasste und die sich als Widmungsexemplar in Heidelberg erhalten hat (
MRFH 10420).
Verf.: js / cbk.
Literatur:
Backes, M.: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gönnerforschung des Spätmittelalters. Tübingen 1992, S. 136-171.
Keil, G.: Philipp (I.), Pfalzgraf bei Rhein (Ph. der Aufrichtige). In: 2VL 7 (1989), Sp. 602f.
Rall, H. u. M.: Die Wittelsbacher in Lebensbildern. Graz 1986, 217-225.