MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Georg von Anhalt

Georg. I. wurde um 1390 als zweiter Sohn Sigismunds I. von Anhalt-Zerbst († 1405) und seiner Gemahlin Jutta († nach 1411), Tochter des Grafen Gebhard von Querfurt, geboren. Nach dem Tod seines Bruders übernahm Georg die Regierung des Landes. Als Kaiser Sigismund 1423 Friedrich den Streitbaren mit dem Herzogtum und der Kurwürde von Sachsen belehnte, forderte Georg als Ausgleich Barby, Walternienburg und Seyda, wovon ihm 1435 die Anwartschaft auf Barby zugesprochen wurde. Zusätzlich fielen nach dem Tod Bernhards VI. von Anhalt-Bernburg 1468 dessen Gebiete an Georg von Anhalt-Zerbst.

Georg war viermal verheiratet. Seine letzte Gemahlin Anna, Tochter des Grafen Albrecht von Lindow-Ruppin, schenkte ihm zahlreiche Nachkommen. Aus Georgs Besitz haben sich – trotz eines verheerenden Brandes, der 1467 Dessau und die Schlossresidenz weitgehend zerstörte – einige Bücher der Anhaltinischen Landesbücherei in Dessau erhalten, so eine kostbar illuminierte Handschrift der 24 Alten Ottos von Passau (Ms. Georg Hs. 230. 2°), die der hochgeborne furste vnde herre herre Jurge furste czu Anehalt vnde graue von Asschanien 1446 in Auftrag gab. Als Besitzer einer Handschrift mit der deutschen Bearbeitung aus dem Jagdbuch des Petrus Crescentiis (Ms. Georg. 228.4°), die ebenfalls um die Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben wurde, nennen sich auf den Pergamentvorsatzblättern: Jurge vonn gots gnadenn ffurst zu Anhalt etc., Anna vonn gots gnadin ffurstynn zu annhalt. Dass es sich hierbei, wie bereits Conrad Haebler 1923 mitteilte, um Georg I. von Anhalt-Zerbst – und nicht um Georg III. handelt, wie 1957 Kurt Lindner annahm – macht der Gebrauch der Intitulatio deutlich, die nur mit derjenigen in den Urkunden Georgs I. identisch ist (vgl. Wäschke u.a. Nr. 612, 614, 618, 623, 650, 654, 657).

1471 teilt Georg I. von Anhalt-Zerbst "zur Vermeidung von Streit unter unseren Kindern'" (Freitag, S. 11) die Herrschaft unter seine Söhne auf. Vier Jahre später, am 21. September 1474, stirbt Georg I. in Dessau. Sein Frau Anna († 1513) überlebt ihn um annähernd vierzig Jahre.

Verf.: cbk.

Besitzer von Handschriften:

Literatur:

Freitag, W./Hecht, M.: Die Fürsten von Anhalt: Herrschaftssymbolik, dynastische Vernunft und politische Konzepte in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (Studien zur Landesgeschichte 9), Halle, 2003.
Haebler, K: Deutsche Bibliophilen des 16. Jahrhunderts. Die Fürsten von Anhalt, ihre Bücher und ihre Bucheinbände. Leipzig 1923, S. 2f.
Lindner, K. (Hg.): Das Jagdbuch des Petrus de Crescentiis in deutschen Übersetzungen des 14. und 15. Jahrhunderts (Quellen und Studien zur Geschichte der Jagd 4). Berlin 1957, S. 16.
Pensel, F.: Verzeichnis der altdeutschen Handschriften in der Stadtbibliothek Dessau (Deutsche Texte des Mittelalters 70: Verzeichnis altdeutscher Handschriften in der Deutschen Demokratischen Republik 1). Berlin 1977, S. 171-175, hier S. 171f.
Schmidt, W.: Das Berliner Exemplar der Gutenberg-Bibel. In: Edwin Redslob zum 70. Geburtstag. Eine Festgabe. Hg. von G. Rohde u.a. Berlin 1955. S. 96-123, , hier insb. S. 108.
Wäschke, H: Regesten der Urkunden des Herzoglichen Haus- und Staatsarchivs zu Zerbst aus den Jahren 1401–1500. Dessau 1909.

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Quelle: Appuhn, H. (Hg.): Johann Siebmachers Wappenbuch. 2. verb. Aufl. (Die bibliophilen Taschenbücher 538). Dortmund 1989, Tafel 8.

Version vom 11. 10. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2899.