MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Konrad Schelling

MRFH 2270

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[ Literaturverzeichnis ]

Konrad Schelling, Sohn eines Handwerkers, wurde um 1432 in Heidelberg geboren. Im Juli 1449 immatrikulierte er sich an der Universität Heidelberg, wo er 1452 zunächst Bakkalar, 1454 Lizentiat wurde und schließlich den Magister atrium erwarb. Nach seiner zweijährigen Lehrtätigkeit ging er nach Padua, um Medizin zu studieren. Er promovierte dort zum Doktor der Medizin und wurde danach Physicus von Friedrich I. von der Pfalz (der Siegreiche). Im Jahr 1465 erhielt er die Erlaubnis zur Lehre an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg. Als Friedrich I. 1476 starb, wurde Konrad Schelling Leibarzt von Pfalzgraf Philipp I. (der Aufrichtige), den er 1495 zum Reichstag nach Worms begleitete. Dort traf er seinen langjährigen Freund Jakob Wimpfeling, vom dem er Unterstützung für seine Syphilisschrift (‚Malfranzosen-Traktat‘) erhielt. Schelling verfasste noch weitere medizinische Schriften, unter anderem das deutschsprachige ‚Pestregimen‘ sowie Diätratschläge und Rezepte für Philipp I.

Als der Arzt am 14. September 1514 starb, hinterließ er ein großes Vermögen und eine umfangreiche Bibliothek, die vor allem medizinische Fachbücher, zum Beispiel Galenos-Übersetzungen von Niccolós da Reggio, enthält. Schelling besaß auch Werke von Nikolaus von Polen, Johannes Paulinus und Alexius Africanus, darüber hinaus chirurgische und pharmazeutische Bücher. Auf Grund seines ausgeprägten Interesses für Medizin wird er als Übersetzer von Ficinos ‚De vita libri tres‘ ins Spiel gebracht (vgl. Hs. Cpg 730). Die beiden Heidelberger Handschriften Cpg 730 und Cpg 452 hat er jedoch nicht selbst geschrieben, das hat "ein Schriftvergleich mit Schellings Autographen" ergeben (Schuba/Keil, Nachtrag ²VL 11, Sp. 1376). Seine Verfasserschaft bleibt weiterhin ungeklärt.


Hauptquelle:

Schuba, L. u. KEIL, G.: Schelling, Konrad, in: ²VL 8 (1992), Sp. 630-634 u. Nachträge ²VL 11 (2004), Sp. 1376.

Verf.: jes.

Literatur:

Bartsch, K.: Die altdeutschen Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg (Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg. Bd. 1). Heidelberg 1887, Insbes. S. 176f. (Nr. 323).
Benesch, D.: Marsilio Ficino's 'De triplici vita' (Florenz 1489) in deutschen Bearbeitungen und Übersetzungen. Edition des Codex palatinus germanicus 730 und 452 (Europäische Hochschulschriften, Reihe I: Deutsche Sprache und Literatur 207). Frankfurt am Main u.a. 1977, Insbes. S. 126-128.
Krämer, S.: Scriptores possessoresque codicum medii aevi, online.
Limbeck, S.: Ficino, Marsilio. In: 2VL 11 (2004), Sp. 440-445.
Miller, M.: Beschreibung von Cpg 730. In: Zimmermann, K. / Kalning, P. (Hgg.): Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg. Vorläufige Beschreibungen (ab Cod. Pal. germ. 496) (pdf, 2009).
Schuba, L. u. KEIL, G.: Schelling, Konrad, in: ²VL 8 (1992), Sp. 630-634 u. Nachträge ²VL 11 (2004), Sp. 1376.

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Heidelberg, UB, Cpg 730, Bl. 1r. Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg: Heidelberger historische Bestände — digital, Bl. 1r.

Version vom 30. 05. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/2270.