MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

[ © Copyright und Zitierweise ]
Für Suchmaschinen: Inkunabeln Wiegendrucke Handschriften Frühhumanismus Steinhöwel Wyle Eyb Boccaccio Petrarca Piccolomini prehumanism manuscripts manuscrits incunabula incunables

Urban Moser

Urban Moser war Sohn des aus Appenzell stammenden Ammanns Hans Moser. Er studierte um 1500 an der Universität Basel, erlangte dort den Magistergrad und legte 1502 die Profess im Baseler Kartäuserkloster St. Margarethental ab. In der Kartause war Urban Moser zunächst als Schaffner und Bibliothekar, ab 1508 auch als Vikar tätig. Er legte um 1515 ein Stichwortverzeichnis an, mit dem er die (heute verlorenen) Inventare seines Vorgängers Jakob Louber ergänzte und auswertete. Dass Moser dabei auch die wichtigsten volkssprachigen Titel mit in sein Verzeichnis aufnahm, macht es besonders wertvoll. Zwar „wird nirgends offiziell bestätigt, daß er Bibliothekar des Kloster gewesen ist“ (Burckhardt, S. 36, Anm. 10), aus den Vorbemerkungen seines Verzeichnisses wird jedoch ein Konzept der Bibliothekspraxis deutlich, das Mosers Bedeutung für die Verwaltung, Inventarisierung und Organisation (nicht nur) der klösterlichen Buchbestände hervorhebt.

Mosers Bibliothekspraxis war seiner Zeit weit voraus: mit dem Ziel einer optimierten Benutzerfreundlichkeit versuchte er die Frage, wie man einen bestimmten Text möglichst schnell ausfindig machen kann, zu lösen. Sein Katalogisierungssystem war dem seiner Zeitgenossen deshalb überlegen, weil Moser durch die Verknüpfung von Verfasser-, Titelnamen und Sachbegriffen (unter Einbezug von methodisch angeordneten Signaturen) ein alphabetisch gegliedertes Gesamtverzeichnis anlegte. Darüber hinaus kann Urban Moser auch als Schreiber einiger Handschriften und als Besitzer eines Exemplars von Heinrich Steinhöwels 'Apollonius' identifiziert werden.

Verf.: bjk.

Besitzer von Drucken:

Literatur:

Bruckner, A. (Hg.): Scriptoria medii aevi helvetica. Denkmäler schweizerischer Schreibkunst des Mittelalters. Bd. X: Schreibschulen der Diözese Konstanz. Thurgau, Klein-Basel, Solothurn, Bern. Genf 1964, S. 93.
Burckhardt, M.: Bibliotheksaufbau, Bücherbesitz und Leserschaft im spätmittelalterlichen Basel. In: Moeller, B. / Patze, H. / Stackmann, K. (Hgg.): Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1978 bis 1981 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-Historische Klasse Dritte Folge 137). Göttingen 1983, S. 33-52, hier S. 36f.
Sexauer, W. D.: Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation (Europäische Hochschulschriften. Reihe I: Deutsche Literatur und Germanistik 247). Frankfurt am Main u. a. 1978, S. 112-114 und 156-159.
Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013.
Vischer, W. / Stern, A. (Hgg.): Basler Chroniken. Erster Band. Leipzig 1872, S. 340 und 362.
Version vom 22. 08. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/1820.