MR Übersetzungsliteratur
im dt. Frühhumanismus

MRFHMarburger Repertorium zur
Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus

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Maximilian I.

Dedikationen

Bernhard Schöfferlin: Römische Historie (Teil I-II)
Johann Sieder: Vitae parallelae

Zeittafel

  • *22. März 1459 in Wiener Neustadt

  • 19. August 1477 Hochzeit mit Maria von Burgund

  • 30. April 1478 Großmeister des Ordens zum Goldenen Vlies

  • 27. März 1482 Tod Marias von Burgund, Maximilian übernimmt für seinen Sohn Philipp den Schönen die Regentschaft über Burgund

  • 16. Februar 1486 Wahl zum König des Heiligen Römischen Reiches

  • 16. März 1490 Übernahme der Herrschaft über Tirol und die österreichischen Vorlande von Sigmund dem Münzreichen

  • 19. August 1493 Übernahme der Herrschaft über das Erzherzogtum Österreich

  • 16. März 1494 Hochzeit mit Bianca Maria Sforza

  • 20. Oktober 1496 Verheiratung Philipps mit Johanna der Wahnsinnigen, Begründung des habsburgischen Weltreiches

  • 4. Februar 1508 Kaiserproklamation in Trient

  • 22. Juli 1515 Wiener Doppelhochzeit, Grundlage der habsburgischen Herrschaft über Böhmen und Ungarn

  • †12. Januar 1519 in Wels (Oberösterreich)

Leben

Aufgrund seines politischen Schaffens wird Maximilian I. häufig mit der Zeitenwende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit in Verbindung gebracht. Dabei blieben seine Neuerungen in der Reichspolitik weit hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. Vielmehr schuf er durch die Einigung der habsburgischen Länder und einschneidende Reformen in der Landesverwaltung die Grundlagen für den modernen habsburgischen Flächenstaat, der im Heiligen Römischen Reich zum Vorbild vieler Länder avancierte.

Obwohl Maximilian nach dem gleichnamigen Romanzenkranz von Anastasius Grün (Erstdruck 1830) häufig als letzter Ritter charakterisiert wird, weist seine Kulturförderung nicht nur auf das Mittelalter zurück, sondern bereitet auch in diesem Bereich den Weg in die Frühe Neuzeit. Der Verklärung des mittelalterlichen Rittertums in seinen eigenen Werken ('Weißkunig' u. 'Theuerdank') u. den in Auftrag gegebenen Sammlungen höfischer Literatur ('Ambraser Heldenbuch') steht die Förderung humanistischer Gelehrter an den habsburgischen Universitäten in Wien und Freiburg entgegen. Ebenso verdeutlichen die Dichterkrönungen seine Stellung als humanistischer Mäzen, den die Humanisten in ihren Werken als Adressaten und gelehrten Gesprächspartner priesen. Das Ideal der humanistischen Autoren vom ewigen Nachruhm übertrug Maximilian in die Gedächtnus als "überhöhende Darstellung der eigenen Taten in Text und Bild für die Nachwelt" (Müller [1987], Sp. 209). Gleichzeitig forcierte Maximilian die genealogische Forschung, um die eigene Herrschaft auch historisch zu legitimieren.

Zentrum dieser Ideologie ist das gedruckte Wort, das den Ruf des Monarchen nicht nur für die Ewigkeit festhält, sondern zusätzlich weit verbreitet werden kann. Folglich gehörte die Nutzung und Förderung des noch jungen Buchdrucks zu Maximilians Mitteln der Herrschaftssicherung. Als erster Herrscher nutzte er bewusst sämtliche Möglichkeiten der Publizistik, um sich gegenüber der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Dabei erwählte er später den Augsburger Johann Schönsperger zu seinem Hofdrucker. Zusätzlich nahm er zahlreiche humanistische Gelehrte in den Staatsdienst auf, wodurch es zu einer starken Verflechtung zwischen seinen Räten und jenen Autoren kam, die das Herrscherlob verbreiteten. Da die Residenzbildung um 1500 noch immer kaum ausgeprägt war, trat Maximilian als Bauherr mit Ausnahme des Ausbaus der Innsbrucker Hofburg (Goldenes Dachl, Wappenturm) kaum in Erscheinung. Mit dem 'Triumphzug' und der 'Ehrenpforte' waren zwar auch Bildprogramme Teil des Gedächtnus-Programms, diese fanden allerdings keinen Abschluss, sodass sie im Rückblick zwar Maximilians Selbstdarstellung verdeutlichen, auf seine Zeitgenossen aber keine Wirkung hatten.

Zu den zahlreichen Maximilian gewidmeten Werken gehört mit Johann Sieders Übersetzung der 'Vitae parallelae' auch ein dem deutschen Frühhumanismus zugehöriges Werk, dessen Widmungsexemplar sich bis heute erhalten hat (MRFH 11065). Es findet sich bereits 1507 im Besitz Maximilians, wie ein Bücherinventar aus Wiener Neustadt belegt. Von einer geschlossenen Bibliothek kann beim Buchbesitz Maximilians allerdings nicht gesprochen werden. Belegte Aufbewahrungsorte von Teilbeständen sind Innsbruck, Wiener Neustadt, Schloss Finkenstein und Schloss Thaur. Maximilians Buchbesitz setzte sich aus unterschiedlichen Beständen zusammen, zu denen auch diejenigen seines Vaters Friedrichs III. und Sigmunds des Münzreichen gehörten. Ein Exemplar von Heinrich Steinhöwels 'Aesop'-Übersetzung (MRFH 20010), das noch heute in der Österreichischen Nationalbibliothek zu finden ist und zu Maximilians Besitz gehörte, könnte das Widmungsexemplar des an Sigmund adressierten Werkes sein (vgl. Online Katalog der ÖNB). Aufgrund der Nennung in einem Innsbrucker Inventar von Maximilians Büchern aus dem Jahre 1536 werden zudem die noch heute jeweils in Wien befindlichen Exemplare eines Druckes von Steinhöwels 'Apollonius' (MRFH 20010) sowie einer deutschsprachigen Ausgabe des 'Decameron' (MRFH 20380) Maximilian zugeordnet. Hinzu kommen zwei Exemplare einer Übersetzung der 'Epitoma rei militaris' durch Ludwig Hohenwang (MRFH 21505). Maximilian rezipierte die frühhumanistischen Übersetzungen jedoch nicht nur selbst. Vielmehr strahlte sein Interesse auch auf seinen Hof aus, wie zwei Exemplare der Gesamtausgaben der Translationen des Niklas von Wyle (MRFH 21510) zeigen, die sich im Besitz von Maximilians Kammermeister Kaspar Lachsenfelder und seinem Innsbrucker Hofplattner Konrad Seusenhofer befanden.

Verf.: js.

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Literatur:

Burkart, L.: Paradoxe Innovation. Funktionen des 'Alten' und des 'Neuen' am Hof Kaiser Maximilians I. In: Paravicini, W. / Wettlaufer, J. (Hgg.): Erziehung und Bildung bei Hofe. 7. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Celle und dem Deutschen Historischen Institut Paris (Residenzforschung 13). Stuttgart 2002, S. 215-234.
Füssel, S.: Der Theuerdank von 1517. Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit. Eine kulturhistorische Einführung. Köln u.a. 2003.
Gottlieb, T.: Büchersammlung Kaiser Maximilians I. Mit einer Einleitung über älteren Bücherbesitz im Hause Habsburg (Die Ambraser Handschriften I). Leipzig 1900.
Hartmann, S. / Löser, F. (Hgg.): Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und die Hofkultur seiner Zeit (Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft 17). Wiesbaden 2009.
Hollegger, M.: Maximilian I. (1459-1519). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende (Kohlhammer Urban-Taschenbücher 442). Stuttgart 2005.
Müller, J.-D.: Kaiser Maximilian I. In: 2VL 6 (1987), Sp. 204-236.
Müller, J.-D.: Gedechtnus. Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian I. München 1982.
Terrahe, T.: Heinrich Steinhöwels 'Apollonius'. Edition und Studien (Frühe Neuzeit 179). Berlin / Boston 2013.
Wiesflecker, H.: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. 5 Bde. München 1971-1986.

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Bildnis Kaiser Maximilians I. von Albrecht Dürer. Quelle: Füssel, S.: Der Theuerdank von 1517. Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit. Eine kulturhistorische Einführung. Köln u.a. 2003, S. 9.

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Kaiser Maximilian und sein Familie. Quelle: Füssel, S.: Der Theuerdank von 1517. Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit. Eine kulturhistorische Einführung. Köln u.a. 2003, S. 4.

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Titelblatt des Theuerdank. Quelle: München, BSB, Rar. 325a (digital).

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Die Ehrenpforte Kaiser Maximilians I. Quelle: Kaiser Maximilian I. Bewahrer und Reformer. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung. Hg. von G. Schmidt-von Rhein. Ramstein 2002, S. 337.

Version vom 20. 05. 2012 (MRFH). Permanent Link: mrfh.de/1720.